laut.de-Kritik
Der Gegenentwurf zu "True Romance".
Review von Laura SprengerCharli XCX auf die aus ihrer Feder stammenden Hits "I Love It" von Icona Pop oder Iggy Azaleas "Fancy" zu reduzieren, wäre ein gewaltiger Fehler. Schließlich bastelt die Britin ebenso fleißig wie erfolgreich an der eigenen Karriere. Anstatt mit ihrem Majordebüt "True Romance" die Erwartungen nach leicht verdaulichen Partyhits zu erfüllen, legte sie 2013 einen nachdenklich emotionalen Longplayer vor.
Es folgten Auftritte mit Coldplay, Marina And The Diamonds und anderen Größen, bevor die Single "Boom Clap" vergangenen Sommer wie eine Bombe einschlug. Der Ohrwurm lief nicht nur im Radio, sondern fand auch Verwendung in der Teenagertragödie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Zusammen mit Lorde beteiligte sie sich außerdem am Soundtrack des Blockbusters "Die Tribute von Panem: Mockingjay" und tourte mit Katy Perry durch die USA.
Könnte also schlechter laufen für die 22-Jährige. Dass sie in dieser Zeit ihr zweites Soloalbum aufnimmt: geschenkt. "Sucker" geht musikalisch allerdings dermaßen in Richtung Powerpop und Fancy-Girlpower, dass Fans ihres Debütalbums sich arg vor den Kopf gestoßen fühlen dürften. "I don't wanna go to school, I just wanna break the rules" – sonderlich anspruchsvoll gestalten sich die Texte nicht, doch Charlis energischer Vortrag und der 90er-Lollipop-Charme dürfte bei der jugendlichen Zielgruppe einen Volltreffer landen. Die Thematik der mittlerweile in den USA lebenden "London Queen" behandelt Charli pop-typisch oberflächlich und ebenso eingängig.
Die obligatorischen Liebesnummern ("Breaking Up", "Caught In The Middle", "Need Ur Luv") zeichnen sich durch vorhersehbare Reimstrukturen wie "Everything was wrong with you, so breaking up was easy to do" und leicht verdauliche Tragödien ("I need your love – I need it even when it hurts me") aus. Dass Charlottes eigenwilliger Gesang dabei mehr an Kate Bush oder Cyndi Lauper als, sagen wir, Britney Spears erinnert, fällt dabei stets positiv ins Gewicht.
"Doing It" und "Famous" eignen sich als perfekte Untermalung eines US-Teeniefilms der Sorte Highschool-Herzschmerz und Pyjama-Parties mit Glitzer-Lipgloss. "Body Of My Own" wagt sich in emotionalere Gefilde, und die temporeduzierten Nummern "Gold Coins" und "Die Tonight", einer Hymne für die Generation YOLO, wiederum beweisen, dass Charli XCX keine shouty-catchy Refrains nötig hat, um guten Pop zu produzieren.
Allzu oft verlässt sie sich jedoch auf genau dieses Prinzip und präsentiert mit "Sucker" exakt das Album, das nach "I Love It" wohl alle von ihr erwartet hätten. Wer "True Romance" mochte, könnte angesichts des Nachfolgers enttäuscht sein. Wer "Boom clap, the sound of my heart, the beat goes on an on and on ..." aber nicht mehr aus dem Kopf bekommen hat, wird sich gewiss auch für das Dutzend anderer Songs begeistern.
5 Kommentare mit einer Antwort
Review triffts eigentlich sehr genau, hab mich extrem vor den Kopf gestoßen gefühlt als ich 'Superlove' und 'Break the Rules' als erste Auskopplungen gehört hab, gerade weil ich 'True Romance' so unglaublich gut fand/immernoch finde.
Inzwischen find ich 'Sucker' aber auch gut, diese Bubblegum-Pop/Punk schiene steht ihr gut.
'Breaking Up', 'Doing it' un 'Need your love' meine Lieblinge.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Stimme der Review auch ein. Drei Punkte gehen klar. Das Debut war halt düsterer und anspruchsvoller, siehe "Nuclear Seasons", quasi der Vorläufer von BANKS etc. Sucker ist gewollt billig und Bubblegum und macht Spaß. Fave Tracks: Sucker, Break the Rules, Body...
Noch eine junge Frau die langweiligen Mist über langweilige Mucke singt.
Sucker ist gewollt langweilig
"True Romance" ist viel besser. 3 Sterne würde ich "Sucker" aber auch geben.