Porträt

laut.de-Biographie

Cherry Glazerr

Alles beginnt im elterlichen Kinderzimmer. Dort nimmt die zu diesem Zeitpunkt gerade einmal fünfzehnjährige Clementine Creevy ihre ersten DIY-Punk-Songs auf und stellt sie, ganz Millennial, unter dem Namen Clembutt ins Internet. Dort bleiben sie nicht lange unentdeckt. Das Label Burger Records greift zu und veröffentlicht im Jahr 2013 die Debüt-EP "Papa Cremp".

Im gleichen Jahr erwächst aus dem Solo-Kinderzimmer-Projekt der Kalifornierin eine vollwertige Band. Ihre Highschool-Freund*innen Sean Redman (Bass), Hannah Uribe (Schlagzeug) und Sophia Muller (Vocals) schließen sich Clembutt an. Fortan nennt sich die Formation Cherry Glazerr. Die kreative Triebfeder bleibt dabei aber Clementine. Nach dem Ausstieg Mullers 2014 übernimmt sie auch wieder ihren Platz hinter dem Mikrofon.

Kurz danach erfahren sie einen riesigen Karriereschub in Form von Yves Saint Laurent-Chef Hedi Slimane. Er hört Cherry Glazerr bei einem Festival ihrer Plattenfirma und nimmt die Band anschließend in die Playlists seiner Fashionshows auf. Creevy engagiert er obendrein als Model. Nicht ihr einziges Betätigungsfeld neben der Band: In der mit zwei Golden Globes ausgezeichneten Amazon-Serie "Transparent" spielt sie die Frontfrau der fiktiven Formation Glitterish.

Doch auch ihre richtige Gruppe nimmt Fahrt auf. Das Debütalbum "Haxel Princess" entsteht 2014 als Trio und erhält erstmals größere Aufmerksamkeit, vor allem für ihre Kombination aus einzigartigem Gesang und intelligenten, reflektierten Texten. Die Aufmerksamkeit genügt dem Label Secretly Canadian, um die junge Truppe unter Vertrag zu nehmen. Allerdings ohne Bassistin Uribe, die Sasami Ashworth und Tabor Allen ersetzen. Kurz nach den Aufnahmen ihres zweiten vollwertigen Albums "Apocalipstick" verlässt Redman das Line-Up, Cherry Glazerr sind wieder ein Trio. Als solches verfeinern sie den rumpelig-charmanten DIY-Punk ihrer Anfangstage und entwickeln sich zu einer vielbeachteten Alternative-Rock-Band. "Apocalipstick" markiert 2017 den Durchbruch vom Szene-Tipp zu landesweit beachteten Newcomern. Vor allem die feministische Leadsingle "Told You I'd Be With The Guys" erhält glänzende Kritiken. Zudem sprechen Creevy und Co. in einem offenen Brief den ihnen widerfahrenen Sexismus in der Musikbranche an.

Im Vorfeld verlässt allerdings Multiinstrumentalistin Ashworth die Band und erfährt als Solokünstlerin Sasami viel Beachtung im US-amerikanischen Raum. Ersatz findet sich im bisherigen Tour-Bassisten Devin O'Brien, und Cherry Glazerr machen sich an die Aufnahmen zum 2019er Nachfolger "Stuffed & Ready". Spätestens damit festigen sie ihren Ruf als Nachwuchsversprechen des Alternative Rock und präsentieren sich weiterhin als politisch scharfsinniger Act mit Creevy als reflektierte Vorreiter-Stimme der ominösen Generation Z.

Im Juli 2020 bezichtigt Creevy via Instagram den früheren CG-Bassisten Sean Redman des Geschlechtsverkehrs mit Minderjährigen. Sie sei 14 Jahre alt gewesen, als sie eine Beziehung mit dem damals 20-jährigen Redman eingegangen und es zwei Jahre später zum Geschlechtsverkehr gekommen sei. Seither sei sie davon und von weiteren Formen emotionalen Missbrauchs traumatisiert gewesen. Daraufhin löst das Label Innovative Leisure den Vertrag mit Redmans aktueller Band The Buttertones auf, Nach einer längeren Pause nimmt die Band aus Los Angeles ihre Aktivitäten in neuer Besetzung ohne Redman wieder auf.

Mit "I Don't Want You Anymore" lassen Cherry Glazerr 2023 endlich wieder Musik sprechen und zeigen sich eingängig und kraftvoll wie nie.

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