laut.de-Kritik
Bekömmlicher Stil-Cocktail aus den neunziger Jahren.
Review von Artur SchulzEin Fest für treue Chicago-Fans: Mit "Stone Of Sisyphus" erscheint ein seit rund 15 Jahren "verlorenes" Album. Verloren deshalb, weil die Einspielung um 1993 herum aufgrund künstlerischer Bedenken der Plattenfirma nie veröffentlicht wurde. 2008 liegt das Werk nun zum Erwerb bereit - und zeigt sich als unterhaltsame Zeitreise zurück zu einer früheren Schaffensperiode der Band.
Der Titelsong "Stone Of Sisyphus" vereint als Opener gleich eine Menge der bekannten Chicago-Zutaten: Als druckvoller, kräftig mit Eighties-Beats unterlegter Pop-Rocker mitsamt reichlich Bläser-Einsatz. Die Ballade "Bigger Than Elvis" erscheint textlich interessant, doch hinterlässt die Piano-dominierte Ballade musikalisch einen etwas zu süßlichen und durchschnittlichen Eindruck. "All The Years" lockt mit ordentlichen Funk-Licks und einprägsamem Refrain, begleitet von großem Orchester-Einsatz.
"Mah-Jong" wildert gekonnt im Groove der Seventies und trifft mit seinen Zutaten punktgenau. In Sachen Soul-Seele verbleibt die Nummer natürlich im Bereich 'Weißer Schwitzer', allerdings mit hohem Mitnick-Faktor ausgestattet. Heavy intoniert, mit knallenden Drums und sogar Rap-Einlagen garniert, bietet "Sleeping In The Middle Of The Bed" einen höchst bekömmlichen Stil-Cocktail aus der Mainstream-Bar. Auf "Let's Take A Lifetime" huscht die Band erneut ins Balladen-Fach und haut trotz gelungener Chor-Passagen hier nicht recht vom Hocker.
Ebenso plätschert "The Pull" als Midtempo-Zwischenspiel ohne besondere Höhepunkte - aber auch ohne Schwächen. Gleiches gilt für das riffmäßig der Foreigner-Rock-Auslage entnommene "Here With Me (A Candle For The Dark". "Plaid" nimmt nach ein paar einleitenden Jazz-Klängen vorwärtstreibende Tempo-Fahrt auf.
"Cry For The Lost" begeistert auf ganzer Linie als starke Einspielung mit einer Chor-Hookline, die den Eagles ebenfalls prächtig zu Gesichte stünde. "The Show Must Go On" markiert einen überzeugenden Alben-Abschluss mitsamt eingestreuten Toto-Elementen. Als Zugabe finden sich vier ergänzende Demo-Aufnahmen.
Chicago blieben und bleiben Chicago - ob 1975, 1987 oder eben nun 2008 mit diesem Schlenker zurück in die neunziger Jahre. Auf "Stone Of Sisyphus" findet sich kein richtiger Ausfall, dafür eine Handvoll überdurchschnittlicher Tracks. Saubere Bläser-Arrangements, ein Händchen für gefühlvolle Hooks, rockige Gitarren und dann und wann eine Prise Jazz - Chicago blieben sich auch vor 15 Jahren treu.
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