laut.de-Kritik
Wildes Potpourri mit Rammstein, Die Ärzte, Falco und Gitte Haenning.
Review von Eberhard Dobler"Perlentaucherin". Das klingt nach erfolgreich gehobenen Schätzen. Dafür ist Claudia Korecks Coverauswahl ausschließlich deutschsprachiger Künstler*innen dann doch zu prominent besetzt. Vielleicht war bei der Sängerin mit Die Ärzte oder Falcos "Rock Me Amadeus" nicht unbedingt zu rechnen. Mit Rammstein eventuell schon eher, kommt um die weltweit erfolgreichen Berliner doch keiner mehr herum, der sich mit deutscher U-Musik beschäftigt.
Stilistisch weit näher liegt dagegen Nena: Koreck besitzt zumindest eine ähnliche Stimmlage. Man hört "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" und konstatiert zum zigsten Mal missmutig: Leider eine fehlerlose Popkomposition. Wer von NDW-Klassikern und Nena genervt ist, wird aber auch Korecks Version kaum mögen.
Nenas Klassiker stellte gleichwohl die Initialzündung des Coveralbums dar. Koreck hatte ihn für eine Folge der ZDF-Serie "Der Bergdoktor" neu aufgenommen. Und der Plan war geboren: Gemeinsam mit Ehemann Gunnar Graewert entstanden reduzierte, akustische Coverversionen deutscher Pophits. Die Zutaten: Die Stimme der 34-Jährigen, Akustikgitarre, cleane E-Gitarre, Klavier, Streichinstrumente, zuweilen sanfte Rhythmuselemente und Bass. So habe man zur Essenz der Songs vorstoßen wollen, heißt es in der Presseinfo.
"Rock Me Amadeus" mit Kontrabass, jazzy-swingy umgesetzt, ist eine okaye Idee. Falcos Kunstlyrics passen zur Protagonistin aber kein bisschen. Bei "Mensch" (mit Streicher-Arrangement) funktioniert das dagegen hervorragend: Grönemeyers Song und seine Message wirken in der intimen Atmosphäre der Instrumentierung noch emotionaler. Neben "Mensch" stellt vor allem Rammstein das Highlight dar: Das von E-Gitarre und Klavier getragene "Ohne Dich" bringt Koreck noch schwermütiger als das Original zur Geltung. Man stellt fest, der Song würde auch einzig mit der Akustischen bestehen.
Schnelle (Punk)-Rocknummern wie "Schrei Nach Liebe" und "Das Kompliment" (der Sportis-Song zählt zu Korecks Lieblingsstücken), aber auch Westernhagens "Wieder Hier", "Du Trägst Keine Liebe In Dir" von Echt und "Du Erinnerst Mich An Liebe" (Ich + Ich) eignen sich aufgrund der Stimm- und Textlastigkeit sehr gut für langsamere Akustikversionen: Koreck spielt hier ihre Stärke als Sängerin voll aus. Lustig, wie sie Bela Bs "Arschloch" ins Mikro haucht.
Die Riege der älteren Pop-Semester decken Gitte Haenning ("Ich Will Alles", Anfang der 80er), "Gute Nacht Freunde" (Reinhard Mey, Anfang der 70er) sowie "Immer Wieder Geht Die Sonne Auf" (Udo Jürgens, Ende der 60er) ab. Und wer die Stimme der 34-jährigen Singer/Songwriterin aus Oberbayern so hört, käme nicht unbedingt auf die Idee, dass sie in ihrem richtigen Leben im Dialekt oder auch mal auf Englisch singt.
Überhaupt operiert Koreck gesanglich mit den Originalen auf Augenhöhe. Das passt bzw. funktioniert manchmal sehr gut, wie etwa bei Rammstein oder Grönemeyer. Ein melancholisches Lied wie Reinhard Meys "Gute Nacht Freunde" rührt am Ende aber doch nur zu Tränen, wenn es der Liedermacher selbst singt. Trotzdem: Toll gesungen, musikalisch fein und respektvoll arrangiert und bis auf den Ausreißer Falco trotz stilistisch breit gefächerter Palette eine ziemlich runde Sache.
6 Kommentare mit 9 Antworten
Wow, selten eine so langweilige Cover Liste gesehen.
SNL von DÄ klingt irgendwie ganz fein...
Wie kann mensch sich denn bitte so selbstlos jede Kante und Ecke abschleifen lassen oder dies gar selber tun? Was stimmt denn bloß nicht mit dieser Claudia Koreck?!
Ich wette ja, dass "Ohne Dich" von Rammstein nur drauf kam, weil die so viel populärer waren und sind als Selig, gleichzeitig aber "Ohne Dich" von Selig schon das Bekannteste aus Seligs Portfolio darstellt und bei Rammstein alles andere zu wild gewesen wäre außer "Seemann", und da wäre im Vergleich zur Version von Nina Hagen dann doch ein bisschen zu auffällig geworden, wie zahnlos und egal Fr. Koreck deutsche Musik interpretiert, die in ihrer Titelauswahl auch vor diesem Werk hier schon zum egalsten und schlaffsten Einheitsbrei deutschsprachiger Chartsmusik seit Erhebung der Verkaufszahlen gehörte.
Künstlerin. Muss von etwas leben. Die Trackliste enthält genau dass, was die meisten hören wollen.
Danke Fr. Pelnek, dass Sie hier noch kurz das Offensichtliche für uns zusammenfassen. Ich darf annehmen, es liegt dann auch spezifisch daran, dass die Leute genau das nicht hören wollen, was Sie immer mit Ihrer "Scoring with the hits of others"-Strategie aufwärmen, warum Ihre Karriere nicht mal mit der einer Fr. Koreck Schritt hält?
Ui, da nimmt sich aber jemand Zeit für eine feingeistige und clevere Antwort. Danke, danke!
Was für eine einseitige Kritik, grausam, man fragt sich ernsthaft welche Ohren der Rezensent dabei eingeschaltet hatte? Die Ohren die eine unverbrauchte, deutsche, weibliche Stimme uns näher bringt, auf keinen Fall. Claudia Koreck heißt die Dame, 34 Jahre und verheiratet auch schon, dass war es, mehr erfährt man nicht. Bei der Claudia von der indizierten „Ab 18“ der Ärzte konnte man sich zumindest noch ausmalen, das der Schäferhund seinen Spaß hatte. Hier singt Frau Koreck zumindest den „Schrei nach Liebe“ der Ärzte ein. Singen kann die Claudia Koreck mindestens. Das schon mal gut! Aber reicht mir das?
Auf keinen Fall, unsere Claudia macht seit 2007 regelmäßig professionell Musik (14 Alben hier bei Laut), zu meiner Schande kenne ich sie erst seit dem Coveralbum, was hier bewertet wird. Aber die Stimme ist nicht schlecht. Doch das ist zu wenig und ich fürchte um sich im Haifischbecken deutsche Popmusik durch zu setzen, ist der Zug seit gefühlt 14 Alben abgefahren.
Über die Titelauswahl des Coveralbums las ich mich nicht weiter aus, dass würde sich dann tatsächlich nach einem Schrei nach Liebe anhören. Da kommt mir doch echt der Kamm hoch, 20-34 Jahre, 14 Alben und flüsternd-süß Arschloch hauchend, wie erbärmlich kann man sein. Man Mädel, wie wäre es mit Background-Sängerin, Alben einpacken und bei den Künstlern vorstellig werden. Bescheiden bleiben und sich nicht verbiegen müssen, was gibt es Schöneres? Dieser Schrei nach Liebe ist ein echter Rohrkrepierer, 1/5 wegen der Stimme, die ist brauchbar.
Warum man den Käpt'n nicht einfach die Rezis hier schreiben lässt, ist mir noch immer unerklärlich.
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Mir klar das du nur einen Witz machst und ja ich find ihn gut!
Laut Lautchefe, haben die kein
Lektorat und Korrektorat (zu teuer?) und das könne man mir doch nicht antun oder umgekehrt? Hoffe das war jetzt nicht zuviel an Internas und die Spekulationen schießen wieder ins Kraut.
Ausserdem denk mal an die vielen Stürme im Wasserglas, die haben Angst vor mir.
das glaube ich gern, captain. schließlich bist du zumindest indirekt gefühlt für 90% des kommentarspalten contents verantwortlich. die brauchen dich, captain! du könntest deine macht ja mal zum wohle der geimeinschaft einsetzen und eine editierfunktion erpressen
Dafür werde ich mich einsetzen, versprechen kann ich allerdings nichts. Als kleiner Praktikant haste eh nix zu melden.
Wer covert denn Nena? Sie hat wirklich eine schöne Stimme aber die Covers lassen wenig Geschmack vermuten.
Ich kenn ein paar Songs der Frau und halte sie für musikalisch gebildet genug, dass es zumindest für ein oder zwei Indie-Perlen gereicht hätte. Die Tracklist selbst und das bloße Reinhören in solcher offenbaren zwar technische Versiertheit, aber Überraschungen oder neue Nuancen sucht man echt vergeblich. Herausstechen tut tatsächlich das Echt-Cover, der Rest geht hier rein und da raus.
Ich denke mal, dass die Tracklist auch eher das Ergebnis von kommerziellen Kalkül gewesen ist. Wenn die erste Single schon im Rahmen einer ZDF-Produktion entstanden ist, wird man sich wohl mit großer Gewissheit auch an die Zielgruppe gewendet haben wollen. Und für die ist Rammstein schon rebellisch genug.