laut.de-Kritik

Wieso sollte sich diese Band eigentlich entschuldigen?

Review von

15 Jahre und sieben Alben liegen hinter Clawfinger, und dennoch hat man wieder das Gefühl, die Band müsse sich fast schon dafür schämen, dass sie sich noch nicht aufgelöst hat. Wieso eigentlich? Nur, weil sie den Erfolg der ersten Scheiben nicht mehr erreicht, geschweige denn toppen konnte? Dann dürfte es aber einige Bands nicht mehr geben ...

Außerdem hat sich das Quintett schon 2005 mit "Hate Yourself With Style" formschön zurückgemeldet. "Life Will Kill You" zeigt, dass mit den Skandinaviern noch zu rechnen ist. Der Opener "The Price We Pay" hat zwar einen schweren Pain-Einschlag mit den Streichern im Hintergrund, groovt dabei aber wie Sau und ist extrem tanzbar - sehr tanzbar. Der anschließende Titeltrack klingt dem Namen nach zwar eher nach Type O Negative, musikalisch ist das eingangs aber eher industriallastig. Sobald Zakk einsetzt und das Introriff verschwindet, glaubt man aber eher "We Will Rock You" von Queen zu hören.

Danach treibt "Prisoners" deutlich nach vorn. Auf die tempomachende Strophe folgt ein fast schon hymnischer, melodischer Chorus. Die Kombination aus treibenden Strophen und tollen Melodien im Refrain gehört zu den Trademarks der Skandinavier. So folgen Tracks wie "None The Wise", "Where Can We Go From Here" oder "Falling" mehr oder weniger diesem Muster, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Die Songs sind gut arrangiert und können für sich alleine stehen.

"Final Stand" legt einmal mehr das Faible für orientalische Klänge offen und nimmt das Tempo ziemlich raus. Trotzdem fesselt der Song durch seinen erdrückende Schwere. Ist "Little Baby" musikalisch zunächst rein elektronisch ausgerichtet und vielleicht nicht jedermanns Sache, gewinnt der Song hauptsächlich durch die textliche Thematik an bedrückender Atmosphäre. Zakk liefert sich mit einer nicht genannten jungen Dame ein Duett und porträtiert das Thema Kindesmissbrauch auf eindringliche Art und Weise. Vor allem die plötzliche Gitarreneruption am Ende der Nummer ist bezeichnend.

"The Cure & The Poison" braucht zwei Minuten geht dann aber mit einem recht guten Drive, trotzdem kein Highlight der Scheibe. Dafür macht "It's Your Life" wieder richtig Spaß, erinnert der Track doch ein wenig an "Distortion Sleep" von Soilwork. Sowas nennt man wohl einen perfekten Nackenbrecher. Mit "Carnivore" steht schließlich schon der Rausschmeißer an und lässt noch mal die volle Gitarrenmacht ran. Vom Stil her hört man gewisse Ähnlichkeiten zum Titeltrack des Vorgängeralbums.

Auch wenn sich Clawfinger in Sachen Covergestaltung nicht gerade wieder überschlagen, legen sie trotzdem eines ihrer bis dato besten Alben vor. Wer die Band schon abgeschrieben hatte, sollte sich eines Besseren belehren lassen.

Trackliste

  1. 1. The Price We Pay
  2. 2. Life Will Kill You
  3. 3. Prisoners
  4. 4. Final Stand
  5. 5. None The Wiser
  6. 6. Little Baby
  7. 7. The Cure & The Poison
  8. 8. Where Can We Go From Here
  9. 9. It's Your Life
  10. 10. Falling
  11. 11. Carnivore

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LAUT.DE-PORTRÄT Clawfinger

Das muss man ihnen ja lassen, die Entstehungsgeschichte der Band ist wirklich cool. 1988 arbeitet Jocke Skog (Keyboards, Programming) im Rosenlund Hospital …

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