laut.de-Kritik
Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss ...
Review von Dominik KrausFast genau zehn Jahre ist es nun her, dass die Console aus Weilheim mit "Lady Bug" ihr erstes 12"-Lebenszeichen von sich gab. Zehn bewegte Jahre, in denen Console ziemlich viel Musik in die Welt gebracht hat, ziemlich viele Labels und ein Major beehrt und ziemlich viele Ecken des Electrokosmos besucht wurden. Meilensteine dieses Schaffens sind u.a. der Quasi-Superhit "14 Zero Zero", die Blue Monday Bassline Rutsche in "Freiburg V. 3.0" (im Original von Tocotronic) sowie das formidable Doppelalbum "Reset The Preset", auf dem die Janusmusikalität des Martin Gretschmann und seiner Band schön säuberlich in zwei getrennte Blöcke unterteilt ist: Reset geht ab, Preset lässt locker.
Und nun kommt "Mono". Das erste Console-Album nach der kurzen Major-Ära, veröffentlicht von den Münchener Homies von Disko B. Und wie der Titel bereits sanft impliziert, geht es auf der neuen Scheibe um eine Rückkehr zu den Wurzeln, eine Besinnung auf das Wesentliche, eine Entrümpelung vom Unnötigen. Dementsprechend findet sich auf "Mono" (das übrigens durchaus in Stereo abspielbar ist) einfach kein einziger Beat. Dafür gibt es Sounds. Feine Sounds. Geschmackvolle Sounds. Zarte und zugleich sehr eindringliche Sounds. Unverwechselbare Apfel-Sounds. Typisch Console eben.
Grob gesprochen ist die Richtung in der Tat ungefähr dieselbe, die auch schon das Vorgängeralbum unter dem Stichwort "Preset" einschlug. Diagonal, parallel, etc. ... Ziemlich ruhiges Ambiente herrschte auch dort schon vor. Diesen Weg setzt "Mono" konsequent fort. Da blitzt schon mal durch, dass auch das Vertonen von Hörspielen und Filmen zum Repertoire der Console gehört. Nicht umsonst stammen sechs der insgesamt elf Stücke von Mono in ihrer Urform aus dem Soundtrack von Jörg Adolphs Literatur-Doku "Houwelandt" (u.a. "Houwlandt"). Da jedoch Musik im Film anders funktioniert und durch die Wirkung der Bilder unterstützt wird, diese jedoch nicht zusülzen darf, wurden alle Tracks um zusätzliche Spuren erweitert und für das gute alte Kopfkino optimiert. Augen zu!
Zwei Tracks wiederum sind Coverversionen, "Starpower" von Sonic Youth sowie "By This River" von Brian Eno. Vor allem bei "By This River" ist hier dem Weilheimer eine ganz wunderbare Interpretation eines sogenannten Klassikers gelungen. Sanft und harmonisch umschmeichelt da die Musik die sehnsuchtvolle Stimme von Miriam Osterrieder, die im Verlauf des Albums hier erstmals auftaucht. Wahnsinn, wie stark eine an sich so minimale Veränderung reinhauen kann, wenn nicht ständig etwas rumpelt und pumpelt, sondern man sich im beruhigenden Soundstrom von "Mono" befindet. Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss ...
Den Rest von "Mono" bilden drei völlig neue Stücke, die sich wunderbar in die friedliche Gesamtheit der Platte einfügen und die Scheibe zu einer wunderbar runden Kugel machen. Spitzenmusik für Drinnen (Vorschlag: Schlafzimmer) und Draußen (Vorschlag: Bergwanderung). Und nachdem man sich dergestalt in seiner eigenen Mitte wiedergefungen hat, kommt der nächste Electro-Pop-Acid-Dancefloor-Husarenritt sicher mit der nächsten Maxi mit. Wetten?
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