laut.de-Kritik
Fluch und Segen eines zweigeteilten Albums.
Review von Volker RueßFür ihr fünftes Album ließ die Band die kleinen, grauen Zellchen so richtig spielen und kam auf die ambitionierte Idee, gleich zwei Produzenten einzuspannen. Der eine verantwortlich für den Samstagabend, der andere für das böse Kater-Erwachen am Sonntagmorgen. Sieben Songs unter Anleitung von Gil Norton, für sieben weitere stand Brian Deck Pate.
Dementsprechend beginnt der Samstagabend rockig, euphorisch und treibend, am nächsten Morgen dominieren dagegen eher die ruhigen Töne mit Gitarre, Klavier und Mundharmonika. Leider geht die Idee aber nicht auf.
Das Erwachen ist nämlich wirklich böse. Nach dem fetzigen Einstieg gerät der nachdenkliche, melancholische Teil eher langweilig. Wie soll man das Album also anhören? Doch hoffentlich nicht an zwei verschiedenen Tagen? Die Frage bleibt leider ungeklärt, als Gesamtpaket funktioniert es jedenfalls nur bedingt.
Zumindest haben es die zählenden Krähen dank der konzeptionellen Zweiteilung geschafft, ihren Stil in beide Richtungen weiterzuentwickeln. Auf der einen Seite sind sie noch rockiger geworden. In Liedern wie "1492" oder "Cowboys" wird die Gitarre ordentlich angerissen, dass sich die Ohren freudig kräuseln.
Auf der anderen Seite vertiefen Musiker sich in melancholische Midtempo-Balladen. In "You Can't Count On Me" und "On A Tuesday In Amsterdam Long Ago" nutzt Sänger Adam Duritz einmal mehr seine Fähigkeit, nachdenkliche und schöne Texte zu schreiben.
Fünf Jahre nach dem letzten Studio-Album drehen die Counting Crows noch mal richtig auf. Aber obwohl von mangelnder Motivation keine Rede sein kann: Stunden nach dem Hören von "Saturday Nights & Sunday Mornings" findet sich im Gedächtnis kaum noch ein Highlight.
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