laut.de-Kritik
Der Soundtrack für den Horrorfilm in deinem Kopf.
Review von Michael EdeleDer grafischen Darstellung wurde im Hause Cradle Of Filth schon immer immense Bedeutung beigemessen: Sie spiegelte sich wider in der Booklet-Aufmachung, auf den zahlreichen Shirts und sämtlichen übrigen Memorabilien. So verwundert es nicht, dass auch das bereits seit einiger Zeit angekündigte Doppelalbum "Midnight In The Labyrinth" wieder ein besonderer Hingucker geworden ist.
Die musikalische Idee war, einige alte, schon oft mit cineastisch-orchestralen Elementen in Berührung gekommenen Songs gänzlich instrumental zu präsentieren. Sozusagen als Soundtrack für den Horrorfilm in deinem Kopf. Eine interessante Herausforderung, die der Band streckenweise auch gut gelungen ist.
Nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass die Arrangements von Dirigent Ralph Woodward und maßgeblich Mark Newby-Robson stammen, der seit 1999 immer wieder hinter den Keyboards steht. Dass der Mann weiß, was er macht, hörte man bereits auf den letzten Alben. Da Cradle aber bislang nur mit Stücken der ersten vier Studioalben gearbeitet haben, liegt der Verdacht nahe, dass in dieser Hinsicht eine Fortsetzung geplant ist.
Nun ist es aber so, dass Cradle Of Filth nicht auf demselben finanziellen Polster ruhen wie Nightwish und somit nicht mal kurz mit einem echten Orchester und einem hundertfachen Chor arbeiten können. Und so leid es mir tut, aber das hört man dem Album immer wieder an. Die Bläser und ein paar barocke Instrumente sind anscheinend echt, doch gerade was Streicher und Percussion angeht, kommt der Sound eben aus der Dose.
Zwar gelingt es Dani und Co., eine angenehm gruselige Atmosphäre aufzubauen, doch gerade von Cradle Of Filth hätte ich deutlich pompösere Klänge erwartet. Besonders im Bereich Pauken und ähnlicher Percussion wurden einige Möglichkeiten verspielt oder einfach nicht genutzt. Hier ist man von anderen Produktionen deutlich Besseres gewohnt.
Obwohl das Package zwei Discs enthält, befinden sich darauf im Grunde doch dieselben Songs. Ich persönlich gebe dem zweiten Rundling den Vorzug, denn hier ist tatsächlich nur die Musik zu hören, während auf der ersten CD Dani und Wuchtbrumme Sarah Jezebel Deva sozusagen narrative Rollen übernehmen, damit aber prinzipiell nur vom eigentlichen Geschehen ablenken.
Allerdings gibt es hier noch das großartige "Goetia (Invoking The Unclean)" zu hören, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wer dennoch nicht viel mit der Veröffentlichung anfangen kann, der wartet einfach bis zum Herbst, denn dann soll bereits das nächste Studioalbum erscheinen.
6 Kommentare
Der "Fluch aus der Karibik"-Soundtrack stammt zu ca. 80% aus der Dose. Wenn hier also etwas zu sehr nach Dose klingt, ist das entweder gewollt oder schlampig. (Wenn Cradle beim producen so motiviert sind wie on stage, wohl eher zweiteres)
"Fluch der Karibik", entschuldigt bitte. ^^
Kommt halt auch immer drauf an, was man für die entsprechenden Programme zahlen kann/muss. Aber gerade in Sachen Percussion ist das schon ein bisschen arm.
Sooo teuer sind solche Programme nicht und wenn damit umgehen kann, bekommt man das auch vernünftig hin. Aber Dani Filth und Co. würde ich wohl zutrauen, dass sie das Ding etwas lieblos zusammengekleistert haben. Wie gesagt, live sind die absolut kacke, das spricht nicht gerade für eine professionelle Arbeitsweise.
Danny Elfman lässt grüßen mit Beetlejuice am Mikro - das trifft es ungemein. Mir gefällt es - ist eben eher Filmmusik zu einem Tim Burton-Film. Modern Classical mit Spoken-Word und elektronischen Versatzklängen! Und was am Sound zu mäkeln gibt, verstehe ich nicht. So klingt jeder moderner Hans-Zimmer Soundtrack. Klar ist da viel Elektronik dahinter und klassiche Filmmusik-Fans bekommen dort wohl auch das Grausen (nix Miklos Rosza oder so). Aber du hast Recht, die Percussion sind etwas lahm, eher dezent gewählt. Wohl Geschmacksache ...
Ehrlich ein gelungener Soundtrack - wird seine Käufer finden, obgleich Filmmusik-Sammler wohl eher nicht mit Cradle of Filth üblicherweise in Kontakt kommen.