laut.de-Kritik
Brachiales aus dem Wiener Untergrund.
Review von Michaela PutzEs ist stets faszinierend zu beobachten, wie viele Bands mit Potenzial im Untergrund schlummern. Crusade ist einer dieser Fälle. Seit nunmehr zehn Jahren sind die vier Österreicher fixer Bestandteil der Wiener Metal-Szene. Der Albumname, der Unverwüstlichkeit bedeutet, ist Programm. Verwüstung richten sie höchstens in den Gehörgängen an. Die dürften sich die meisten Anhänger des extremen Metals jedoch gefallen lassen.
Nachdem 2004 das letzte Lebenszeichen in Form einer Mini-CD erschien, veröffentlichen sie nun pünktlich zum 10-jährigen Bandbestehen mit "Resilience" ihr drittes Machwerk. Das zeichnet sich nicht bloß aufgrund der im Vergleich zum Vorgänger um Ecken besseren Produktion aus. Die Musiker haben sich eindeutig weiter entwickelt und gehen auf ihrer neuen Scheibe abwechslungsreicher zur Sache.
Death Angertainment hat sich das Quartett auf das Banner geschrieben. Das lässt schon darauf schließen, wo der Hammer hängt: Hier regiert ganz klar der Death Metal. In diesem Sinne pflügen sie sich mit großer Wucht durch etwa vierzig Minuten CD-Laufzeit. Dabei nehmen Crusade an Einflüssen mit, was der Todesmetall an Möglichkeiten so hergibt, auch spielt öfters brutaler Core hinein. Wer Wien bis jetzt nur mit Schnitzeln verband, bekommt die hier ebenso schwungvoll wie unbarmherzig um die Ohren geschlagen.
Trotz der unterschiedlichen Einflüsse, die sie tadellos zu einem Ganzen verbinden, haben es Crusade tatsächlich hingebracht, eingängige Songs zu schreiben. Schon der Opener erweist sich als Ohrwurm. Doch auch an anderer Stelle erschaffen sie ordentlich groovende Passagen, etwa bei "Verbal Defecation". Klampfer Marin steuert nicht nur die Backing Vocals bei, sondern wartet nebenher mit dem einen oder anderen Fear Factory-Zitat auf. Dass deren Einfluss nicht unbedingt ein Geringer ist, sollte sich spätestens bei "On The Verge Of Collapse" zeigen.
Spannend macht die Scheibe vor allem besagter Abwechslungsreichtum, der sich in zahlreichen Breaks und Tempowechseln äußert. Zwar walzen Crusade meist ganz genüsslich im Midtempo dahin und breiten so ihre Heftigkeit langsam aber sicher aus. Doch immer wieder schnellt die Drehzahl unaufhaltsam höher. Bei "Liveshot.Kill" oder "Places Of Worship" machen sie sich in punkto Geschwindigkeit keine Gefangenen. Fronter Martin besticht zwischen den bretternden Gitarrenwänden und dem Drum-Geknüppel, das weder Doublebass noch Blasts vermissen lässt, besonders durch seine variable Stimme, die nicht nur einmal an Dying Fetus erinnert.
Die Wiener haben eine überaus gelungene Scheibe abgeliefert, die sowohl über Vielfältigkeit, Eingängigkeit und eine gute Produktion verfügt. Letztere gibt dem Teil den letzten Schliff und bringt den rauen Charakter des Sounds gut zur Geltung. Wer auf Death Metal der brachialen Machart steht, sollte hieran Gefallen finden. Wer übrigens die Möglichkeit hat, die Wiener live zu sehen, sollte sie nutzen.
6 Kommentare, davon 5 auf Unterseiten
Zitat (« Wer übrigens die Möglichkeit hat, die Wiener live zu sehen, sollte sie nutzen. »):
das unterschreibt selbst yo mama aus vollster überzeugung.
ich hatte das vergnügen, der release-party beiwohnen zu dürfen. ganz großes kino, wahrhaftig.