laut.de-Kritik

Drei Jahre danach: Cyndis Confessions On A Dance Floor.

Review von

Es ist das mit einer wechselhaften Karriere oft verbundene Los eines Künstlers, von der Öffentlichkeit auf den einen großen Hit reduziert zu werden. So denkt man auch bei Cyndi Lauper sicher nicht an ihre 2006er Kollaborationen mit Jeff Beck und Shaggy oder ihre Diven-Coverversionen auf "At Last", sondern an das unauslöschbare "Girls Just Wanna Have Fun".

Ihr Standing im Erinnerungsvermögen des durchschnittlichen Mainstream-Hörers ist dem mittlerweile 55-jährigen Ex-Riot Girl verständlicherweise eher wurscht, weshalb sich Cyndi Lauper in ihrer Arbeit stets neuen Herausforderungen stellt und im Falle von "Bring Ya To The Brink" ihren betagten Körper auf die Disco-Tanzfläche schleift.

Und wie sich das für anständige Damen gehört, die schon einiges erlebt und aufgenommen haben, müssen für dieses juvenile Ansinnen flugs junge Disco-Adjutanten mit der Licence to Wumms einbestellt werden.

So gerät die Lauper-Produzentenriege in etwa so lang und unübersichtlich wie einstmals die eines Britney Spears-Albums, kennen tut man immerhin Basement Jaxx. Umso überraschender, dass "Bring Ya To The Brink" gar nicht so übel geraten ist und die Songs im Kern sogar teilweise an die Erfolge ihrer Jugend erinnern, zu denen man natürlich auch "Time After Time" und "She Bop" nennen muss.

Dem erwähnten durchschnittlichen Mainstream-Hörer dürfte beim technoiden Opener "High And Mighty" sicherlich die Luft wegbleiben. "Into The Nightlife", neben "Lay Me Down" das Highlight, vereint dann alte Melodieseligkeit und moderne Beats, um in einem Refrain zu kulminieren, der in Sachen Endorphin-Ausschüttung den "Hung Up"-Vergleich nicht scheuen muss.

Ja, Madonna, seit grauester Vorzeit Laupers Gegenspielerin. Deren "Confessions On A Dance Floor"-Album war 2005 trotz Top-Produzenten ja auch kein neuer Dance-Entwurf, musste sich aber eben mit großen Vorgängern messen lassen.

Diese Bürde ist Cyndi Lauper genommen, was "Bring Ya To The Brink" wohl auch zur tendenziell angenehmen Überraschung macht. Laupers Discovorlieben geraten verspielt ("Rocking Chair"), kitschig ("Echo", "Set Your Heart") oder altbacken ("Same Ol Story"), funktionieren also genau nach jenem Rezept, dank dem das Girl aus Brooklyn 1983 auf der Bildfläche erschien.

Knackpunkt bei Lauper ist und bleibt aber ihr oftmals arg dünnes Stimmchen, das das Nervenkostüm bei so manchem Song überstrapaziert. Sollte ich mich ernsthaft zwischen den Disco-Damen entscheiden müssen, fiele meine Wahl deshalb auf ... Roisin Murphy.

Trackliste

  1. 1. High And Mighty
  2. 2. Into The Nightlife
  3. 3. Rocking Chair
  4. 4. Echo
  5. 5. Lyfe
  6. 6. Same Ol' Story
  7. 7. Raging Storm
  8. 8. Lay Me Down
  9. 9. Give It Up
  10. 10. Where Are All My Friends
  11. 11. Grab A Hold
  12. 12. Rain On Me

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6 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Cyndi, die gibt es noch? Wahnsinn.

    Ein Discoalbum - soso, einige Jahre nach ihrer "Gegenspielerin" MAdonna, hmm...

    Tja, das hieße dann ja wohl wir können uns auch bald auf ein Timbaland-produziertes RnB-Einheitsgewäsch Album gefasst machen.
    Ich hoffe dann nur, sie holt nicht ihre knackarsch tight pants hervor und versucht eine sexy show a la Madonna Rihanna, das könnte peinlich werden (nicht dass ich MAdonna oder Rihanna oder Beyonce unpeinlich fände, aber das hat ja zugegeben noch einen erotisch-ästhetischen Wert)

  • Vor 16 Jahren

    madonna hat einen ästhetischen wert? :rayed: ?

    weltweit ist n i e m n a d älter als madonna

  • Vor 16 Jahren

    cyndi war nur einmal gut ,
    und das war ihr durchbruch album ,
    sowas gabs lange nicht mehr,
    kriegt sie auch nicht mehr hin.

    das führen andere jetzt weiter !!
    gwen stefani,pink,sind so ziemlich die schrägsten , aber cyndi ist da einzigartig.

  • Vor 16 Jahren

    Nach dem eher schwachen "At Last" ist das neue Album wirklich sehr gut geworden. Hab die Songs sehr oft im Player laufen. 5 von 10 Titel finde ich sehr gelungen, ein guter Schnitt wie ich finde.
    Meine Anspieltipps sind:

    Lay Me Down (3:28)
    Grab A Hold (3:27)
    Rain On Me (4:24)
    Into The Nightlife (4:00)
    Echo (3:55)

  • Vor 16 Jahren

    Es ist doch herrlich, dass so manche "Stimmchen" anscheinend Narrenfreiheit genießen können.

    Während bei vielen Sängern/Sängerinnen nur der Erfolg zählt, kann sich eine Cyndi Lauper doch eher ausruhen... oder sie macht nach dem Klassiker-Album eine Dance-Scheibe.

    Und dieses Dance-Album funktioniert bzw. ist besser als gedacht... und muss sich nicht hinter Madonnas "Confessions On A Dance Floor" verstecken.
    Auch wenn es wegen mangelnder Promo keine Nummer 1 schaffen wird, so hat es dennoch Potential.

    Highlights: "Into the Nightlife" und "Rain On Me"

  • Vor 15 Jahren

    So skeptisch ich zunächst war, so positiv überrascht bin ich nach dem Hören dieser Scheibe und mittlerweile finde ich diese sogar besser, als Madonnas "Hard Candy" und unterm Strich auch besser als Roisin Murphys "Overpowered". Stimmlich hat zwar Roisin Murphys die Nase vorn bei den drei Damen, der Sound von Laupers "Bring ya to the Brink" ist aber definitiv allen überlegen - ganz ohne Timbaland! Echt klasse!