laut.de-Kritik

Der elektronische Wahnsinn ist hier perfektioniert.

Review von

DJ Shadow präsentiert mit seinem neusten Coup "The Mountain Will Fall" melodiöse Beatschlachten und die ganz großen Stimmungsmomente zwischen Filmmusik und Hip Hop - wir haben Bock drauf. Immerhin fünf Jahre hat sich Josh Davis Zeit gelassen, um seinen perfektionistischen Anspruch an den eigenen Album-Output aufs Neue zu erfüllen.

Die hohe Kunst des Sampelns stellt Shadow bei Bangern wie "Nobody Speak" feat. Run The Jewels mühelos unter Beweis. Der Song lebt von den knusprigen Drums und dem cleveren Sample im Morricone Style. Natürlich spielen die Vocals mit die größte Rolle, El-P und Killer Mike vervollständigen den Beat jedenfalls mühelos, so scheint es.

DJ Shadows Skills, Tracks zu machen, die einerseits instrumental Geschichten erzählen, oder andererseits wie dafür gemacht sind, mit Vocals zusammen erst richtig zu fusionieren, setzt sich hier in verschiedener Weise fort. Oder die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Nils Frahm ("Bergschrund") bringt wieder einen ganz anderen Vibe hervor.

In diesem Fall eher verspielter Natur, inklusive eingestreuten Breaks und kruden Sounds. Die Art der Produktion verweist auch auf den DJ-Background, hat durchaus einen vernehmbaren Turntablism-Einfluss. Dieser Umstand ist sicher auch ein Grund für die Art des Arrangements bei Songs wie "Depth Charge". Hier wird erst ganz langsam Spannung aufgebaut, um dann immer weiter Samples und Sounds draufzustapeln, ähnlich wie bei einer DMC Routine. Gleichzeitig könnte das Stück auch super als Tarantino-Sound draufgehen, die Dramatik kommt absolut fesselnd rüber.

Vertrackt abgehackte Rhythmen liefert "Mambo". Bitcrush Samples und ein starker, live modulierter Synthie perfektionieren die Kunst des elektronischen Wahnsinns. Jeder Sound hat dabei dennoch seinen eigenen Raum, es wird nie zuviel für die Ohren, danke der kristallinen Produktionsweise. Sicherlich bediente sich Shadow auch modernster Produktionsmethoden und ihrer vereinfachten Bedienung, trotzdem hat er seinen MPC plus Turntables Vibe nicht verloren, vielmehr noch erweitert und in die Jetzt-Zeit transformiert.

Mit "The Mountain Will Fall" demonstriert uns DJ Shadow seine moderne Interpretation von Oldschool, definiert neue Räume zwischen den Stilen und rockt nebenbei ganz selbstverständlich die Häuser. Und mit "Swerve" ist auch noch ein echter Partybanger zwischen Garage und Trap dabei, Davis wusste immer schon, dass die Leude wollen, dass Bass massiert.

Trackliste

  1. 1. 01 The Mountain Will Fall
  2. 2. 02 Nobody Speak [ft. Run the Jewels]
  3. 3. 03 Three Ralphs
  4. 4. 04 Bergschrund [ft. Nils Frahm]
  5. 5. 05 The Sideshow [ft. Ernie Fresh]
  6. 6. 06 Depth Charge
  7. 7. 07 Mambo
  8. 8. 08 Ashes to Oceans [ft. Matthew Halsall]
  9. 9. 09 Pitter Patter [ft. G Jones & Bleep Bloop]
  10. 10. 10 California
  11. 11. 11 Ghost Town
  12. 12. 12 Suicide Pact

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2 Kommentare mit 7 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Grad das erste Mal durch, nicht wirklich zusammenhängend aber schön verschachtelt, suicide pact hat mich im genau richtigen Moment erwischt!

    Grad das "Interview" auf seinem Künstlerpotrait hier gelesen, bester Mann :D

    • Vor 7 Jahren

      Welches Interview?

    • Vor 7 Jahren

      Oje, kannt ich gar nicht. Mit so einem Stilwechsel kann man sich aber auch eigentlich nur ein Eigentor schießen und das hat nix damit zu tun, dass angeblich jeder ein neues Endtroducing will. Alles vor diesem Überwerk war geil (dazu zähle ich auch mal Preemptive Strike), ebenso wie The Private Press, Psyence Fiction mit UNKLE, die Non-Album Singles der 90er und so ziemlich alle Live-Sets mit Cut Chemist...

      Mit The Mountain Will Fall muss ich mich noch näher beschäftigen. Der Titeltrack klingt eigentlich schon mal nicht schlecht. Sehr ambient. Nobody Speak hat mich noch nicht so recht abgeholt.

    • Vor 7 Jahren

      Bin in seinem Katalog nicht so tief drin, aber endtroducing hab ich früher gerne gehört (und mit früher meine ich so 2008 und nicht 1996 :D), muss ich wohl noch bisschen was nachholen. Naja, man kann ihm natürlich nicht verbieten, einfach zu machen worauf er bock hat, muss nur damit klarkommen, dass er damit viele fans vor den kopf stößt und nicht die beleidigte leberwurst spielen.. Aber das Problem ist ja schon so alt wie die Populärmusik selbst ;)

      Ja, mach das, wie gesagt ich finds nice! Nobody Speak ist halt mehr RTJ Track als DJ Shadow Song und die haben ihre eigene Messlatte inzwischen einfach schon sehr hoch gehängt

    • Vor 7 Jahren

      Fixed Income (von 'The Private Press', 2002):
      https://vimeo.com/25844839

      DJ Krush feat. DJ Shadow - Duality:
      https://www.youtube.com/watch?v=mbzTEPLd1mg
      Was und wie viel genau Shadow hier beigetragen hat, weiß ich nicht. Die später einsetzenden Drumsamples werden es aber sicher sein. :D

      Entropy Part A (Single von 1993, eigentlich 17 Minuten lang)
      https://www.youtube.com/watch?v=Zjat_-i78hA

      Lost & Found (S.F.L) (Single von 1994... diese Snare!)
      https://www.youtube.com/watch?v=VWY8_Zuu1zM

      Ein Ausschnitt aus Product Placement (Live-Set mit Cut Chemist, 2001, schlägt eine etwas andere Richtung ein):
      https://www.youtube.com/watch?v=pArRs9oPbo4

      Mir war einfach mal danach, ein paar der wenigen Perlen, die man auf YouTube noch GEMA-frei hören kann, zu teilen. Unverkennbar bleibt über lange Strecken jedenfalls *der* Stil. Düster, irgendwie unbehaglich, oder wie ich es am liebsten umschreibe: Meine Musik für grelle, menschenleere U-Bahnen bei Nacht.

    • Vor 7 Jahren

      So! Musste auf den richtigen Moment warten um mir das zu geben, kannte noch gar nichts davon. Songs wie Duality oder Lost & Found erinnern mich irgendwie ziemlich an den Fight Club OST von den Dust Brothers. Ziemliche nice Mischung, von hartem, unterkühltem Drum & Bass bis zu organischem Oldschool-Hip-Hop, bei dem man die MPC quasi vor sich sieht! Mein Bewusstsein fühlt sich nach dieser dunklen, psychedelischen Reise durchaus erweitert :) Ich denke ich weiß, welche Momente du meinst, nur um dir auch mal was zu empfehlen: Ich greife in diesen einsamen U-Bahn Augenblicken gerne zu Burial, Scuba oder auch Biosphere. Geht genremäßig eher in eine andere Richtung, aber die vermittelte Stimmung ist dieselbe!