laut.de-Kritik
Ein Klatschen aufs menschliche Gesäß.
Review von Gregory BritschMrs. Siciliano wagt sich aus der Deckung. Anders als auf dem eher heimeligen und bedächtigen "Likes" zeigt sich Matthew Herberts bevorzugte Chanteuse mit ihrem zweiten Album "Slappers" nun offensiver. Dani Sicilianos weitestgehend die Elektronik und deren Möglichkeiten forderndes Songwriting zeugt nach wie vor von Esprit und verströmt obendrein ausreichend Elan, um nicht im verkopften Nerdtum zu versumpfen.
Die anspruchsvoll arrangierten Stücke leben von ihrer unvergleichlichen wie leidenschaftlichen Stimme. Gerade diese verleiht dem Werk seine Anziehungskraft, und ihre Musik verströmt dadurch eine Aura von avantgardistischem Pop. Siciliano zeigt sich offen für zahlreiche musikalische Genres, neben Einflüssen von Soul und Blues spielt sie mit Versatzstücken und Zitaten aus dem reichhaltigen Fundus von House bzw. dessen großem Bruder Disco. Das Stück "Didn't Anybody Tell You" besticht zudem durch reduzierten Funk sowie mit dem Können der humanen Beatbox Neil Thomas, während "Why Can't I Make You High" mit Country-Klängen überrascht. Und bei "Wifey" ist schließlich sogar ein dezentes 303-Gurgeln vernehmbar.
Mit dem gleichnamigen Titelstück treiben Siciliano und ihr Co-Produzent Herbert dessen künstlerischen Anspruch, jegliche Verwendung von Presets und Samples von anderen Platten zu vermeiden, auf die Spitze: Denn das in Frau Sicilianos Küche aufgenommene Klatschen auf menschliche Gesäße dient als Grundlage für die Perkussionselemente von "Slappers". Obendrein wurden die Stimmen der dabei anwesenden Damen auf Festplatte gebannt und fließen als Instrumental-Sample bearbeitet ebenfalls in das Stück mit ein.
Einen ähnlich gearteten Einsatz eines verfremdeten Sample als Hauptbestandteil der Perkussion erfahren in "They Can Wait" so genannte "True Love Waits"-Ringe, die in den USA Verwendung finden bei Jugendlichen, die geloben, vor der Ehe keinen Geschlechtsverkehr zu haben. Ein kontroverses Thema, bei dem Dani Siciliano kritische Nachdenklichkeit zum Ausdruck bringt. Oberflächlichkeit ist wahrlich nicht ihr Ding.
1 Kommentar
Ich persönlich finde das Album klasse und würde ihm 4 Sterne geben, weil mir doch zwei tücke (Think Twice, Frozen) nicht ganz so zusagen und mehr beteiligungslos an mir vorbeirauschen.
Ich verstehe allerdings nicht ganz, warum dem Album nur drei Sterne gegeben wurden. Dazu wurde kein Statement abgegeben, denn es wertet dieses Album im Gegesatz zum mit 4 Sternen bewerteten Vorgänger weder ab noch den Vorgänger auf.
Leider wird auch gar nicht auf das Artwork eingegangen. Das ist definitiv eins der besten, was ich je gesehen habe.
Ich habe gehört, dass es wohl ihr letzte Album mit Matthew Herbert war, was ich schade finde. Hoffentlich hört man sehr bald von ihr etwas, denn sie hat wahrlich Talent.