laut.de-Kritik
Im Moment der beste deutsche Trapper.
Review von Yannik GölzDer Wolfsburger Rapper Dante YN hat sich binnen eines Jahres im Lockdown einen ziemlichen Hype aufgebaut. Rund um Singles wie das hypnotische "2 Uhr Nachts" hat er sich im Tandem mit seinem Produzenten Maxe als eine der verlässlichsten und atmosphärischsten Stimmen der deutschen Trap-Spielart etabliert. Er gehört zu denen, die den Amirap adaptieren wollen und nennt Chief Keef und die Migos als Vorbilder. Von der 'Deutschrap ist fresher denn je'-Crowd hebt er sich ab, indem er einfach besser als sie ist. Ein besserer Rapper, ein besserer Texter, ein runderer Artist. "Kleinstadt Uniques" gibt ein klares Bild, wie viel Potential dieser Typ hat.
Dabei macht diese EP gerade mal einen Taster, es ist mehr ein Drop von vier Singles als ein wirkliches Projekt, aber doch mehr als genug, um sich auf den Sound einzustellen. Er bringt genau die richtige Stimme mit, um die Mitten-in-der-Nacht-Produktion von Maxe zu beantworten, er rappt tief, sonor und auch ein bisschen traurig; aber wenn er auf Songs wie "Trapstar" flowt, dann entfaltet er ein unmissverständliches Charisma.
Schon der Titelsong "Kleinstadt Uniques" definiert diesen Ansatz ganz gut heraus. Der ganze Song zielt offensichtlich auf den Vibe, die Synthesizer zittern, die Perkussion hält sich im Hintergrund. Auch Dante rappt eher beiläufig, als wäre er in Gedanken ein wenig woanders, er lässt sein Handwerk nicht heraushängen. Aber er hat es Rap-technisch definitiv faustdick hinter den Ohren. Die Pattern, die er auf "Lange Nächte" arrangiert, gehen genauso gut ins Ohr, wie sie sauber ausgeführt sind, er variiert zwischen präzisen Triplets und diesen messerscharfen Refrains; auf "Bando Engel" baut er da dieses eingängige Kreuzreim-Schema, das sich echt nicht tothören lässt. Und weil seine Stimme so viel Charakter trägt und sein Songwriting handwerklich so souverän wirkt, verzeiht man ihm auch die ein oder andere Phrase. Mehr noch, er ringt auch abgedroschenen Bildern wieder ein bisschen Wirklichkeit ab, einfach nur, weil er sie so ausdrucksstark delivert.
Das feuert dann auch den Dauer-Kollaborateur Maxe zu Höchstleistungen an. Den kennt man unter anderem von seiner Produktion von Badmomzjay oder Luciano, für die er ebenfalls schon richtig gute Sachen gemacht hat, aber spätestens seit "2 Uhr Nachts" hat er in Dante seinen absoluten Fit gefunden. Die beiden scheinen die Ziele des jeweils anderen ein bisschen besser zu verstehen als andere, anders erklärt sich nicht, wie kohärent und stimmig die Aura dieser Songs gerät. Immer im perfekten Mid-Tempo, dass sie gerade Hype genug sind, um aufmerksames Hören zu belohnen, aber auch verstrahlt und nokturnal genug, um wunderbar in den Hintergrund zu schmelzen.
Auch musikalisch gewinnen sie dem Mainstream eine Menge Feinheiten ab. "Bando Engel" erinnert musikalisch an den jungen Soundcloud-Hit "Off The Map" von SoFaygo, bei "Trapstar" denkt man an das ikonische Vocal-Sample auf "Runnin Thru The 7th With My Woadies" von den $uicideboy$. Der mattschwarze 808-Groove klingt dabei mindestens ebenso elitär. Aber trotzdem erweitern sie den Sound ihrer artverwandten Rapper und Produzenten in Amerika, nicht nur, weil Dante seinen ganz eigenen Rapstil darauf entwickelt, sondern auch, weil Maxe Tempo und Stimmung perfekt auf ihn anpassen kann.
Am Ende bleibt an "Kleinstadt Uniques" nur auszusetzen, dass es zu wenig ist. Ja, bisher hat sich Dante vor allem durch einen regelmäßigen Single-Output profiliert. Das gibt ihm Dampf, sich eine Fanbase aufzubauen und auf Festivals zu spielen, aber zwischen all den Rappern, die sich gerade auf einem vielversprechenden Single-Grind befinden, macht er am ehesten den Eindruck eines vielversprechenden Album-Artists. Da steckt etwas in ihm, beziehungsweise – in den beiden. Denn selten hat eine Synergie zwischen Rapper und Produzent sich so sinnhaft angefühlt. Mal hoffen, dass sie schon bald zum Run wie Future und Metro ansetzen, den sie hier andeuten.
6 Kommentare mit 6 Antworten
Hat halbwegs Potential. Die Delivery ist nicht mal komplett übel für Trap aber die größtenteils einsilbig gereimten Texte mit den klischeehaften Anglizismen und den den nervigen Adlibs im Hintergrund machen das Positive an den Songs ein wenig kaputt. JID und Denzel Curry haben gezeigt, dass Trap und lyrischer Anspruch keine sich ausschließenden Pole sind, sondern zusammen besser funktionieren als das übliche Muster. Starke 2,5 bzw eher schwache 3 von mir.
Was hast du gegen Adlibs? Mein R'n'B-Herz blutet bei so 'ner Aussage.
Ich mag Adlibs auch bei klasisschen Tracks nicht so sehr - bei RnB bzw. bei melodiösem Gesang haben die nochmals mehr Effekt als bei Rap, da gebe ich dir Recht. Im besten Fall fallen die mir nicht auf, im schlechtesten Fall lenken die ein bisschen vom textlichen Geschehen ab.
0 von 5, da es eine extrem schlechte Boom Bap Platte ist. Ungehört natürlich.
Der Style der Beats war nie etwas, über das ich mich ausgelasssen habe.
Da hör ich doch stark pashanim raus. Trotzdem geil.
Ganz solide aber mMn definitiv nicht der beste deutsche Trapper zur Zeit. Er klingt halt so ziemlich wie jeder andere deutsche drill ACT seit pasha, bloß ohne eigenen touch. Lucio, dante usw. Ist am Endeffekt doch irgendwo alles dasselbe. Find jonny5 Zb. Deutlich bessere Alternative. Die letzte ep war auch ziemlich dope.
3/5
wie Roger Murtaugh einst sagte...
„ich bin zu alt für diesen scheiss“...
4* von der redaktion???
nicht euer ernst, oder???
welchen hustensaft konsumiert ihr???
okei, egal welcher...
nehmt weniger!!!
Guck mal auf den Rezensenten
i know...