laut.de-Kritik

Unbekümmertes Soloalbum des Air-Musikers Dunckel.

Review von

Es musste erst ein Soloprojekt eines Air-Mitglieds in die Läden kommen, bis wir endlich mal auf die Reihe kriegen, wer von beiden Musikern nun eigentlich der Godin und wer der Dunckel ist. Die Eselsbrücke könnte einfacher nicht ausfallen: Darkel ist der Künstlername des dunkelhaarigen Dunckel. Danke, Jean Benoit!

Zwar liegt der letzte reguläre Air-Longplayer schon wieder ein Weilchen zurück, die Protagonisten sind trotzdem ständig umtriebig. Gemeinsam schrieb man vor kurzem Charlotte Gainsbourg ein saucooles Comeback-Album auf den zarten Leib, und auch für die Hauptband entstehen derzeit neue Songskizzen, so dass fraglich bleibt, wo zur Hölle Dunckel noch die Zeit her nimmt, ein durchaus hörenswertes Soloalbum zu komponieren.

"Darkel" ist erwartungsgemäß nicht frei von Spurenelementen, die man auch am ätherischen Air-Sound lieb gewonnen hat. So knüpft der Opener "Be My Friend" quasi direkt am schönen Air-Vorgänger "Talkie Walkie" an, und zählt selbst in diesem Vergleich zu den besseren Tracks aus der narkotischen Ecke des Duos. Wie Dunckel etwa am Ende des Songs die verschiedenen Melodien traumwandlerisch auf einen Höhepunkt hin zusammen laufen lässt, ist schlicht einzigartig. Auch das zartgliedrige, mit dem Klang von Kirchenglocken versehene "Pearl" fände im Air-Kontext Verwendung.

Nun wäre dem Franzosen sicher nichts mehr zuwider, als über sein Album zu lesen, dass es sich in keinerlei Hinsicht vom Sound seiner Hauptband unterscheiden würde. Womit er Recht hat. Die Unbekümmertheit, die die schnelleren Songs "At The End Of The Sky" und "My Own Song" charakterisiert, wäre dem Perfektionistenteam Dunckel/Godin sicher nicht aus dem Studio entfleucht.

Auf die Spitze treibt es Darkel schließlich in "TV Destroy", einem krachigen Glamrock-Stück, das mit nur einer Zeile Text auskommt und ein eher nerviges Stöhnsample als Trademark mit sich trägt. In "Earth" wiederum stampft ein trockener Bass über spacig flirrende Keyboardsounds, wodurch eine entrückte Kälte entsteht, die mich an die Schlussszene von Vinterbergs Dogma-Drama "It's All About Love" erinnert.

Das sehr euphorische "Beautiful Woman" stört diesen Moment kurz, bevor der herrlich schauerliche wie zerbrechliche Augenblick in "How Brave You Are" nochmal im Ansatz zurück kehrt. Ohne Frage liegt auch beim Projekt Darkel in der leisen Melancholie-Bereich die wahre Stärke. Dunckels Debüt zeigt dennoch neue Seiten auf, die es wert sind, entdeckt zu werden.

Trackliste

  1. 1. Be My Friend
  2. 2. At The End Of The Sky
  3. 3. TV Destroy
  4. 4. Some Men
  5. 5. My Own Sun
  6. 6. Pearl
  7. 7. Earth
  8. 8. Beautiful Woman
  9. 9. How Brave You Are
  10. 10. Bathroom Spirit

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