laut.de-Biographie
Das Ich
Das Ich wird von dem Berliner Stefan Ackerman (voc) und dem Münchner Bruno Kramm (alles andere) 1989 in Bayreuth aus der Taufe gehoben. Beide haben schon in anderen Bands Erfahrungen gesammelt und gehen dementsprechend professionell an die Sache heran. Schon mit ihrer ersten Veröffentlichung "Satanische Verse" schlagen sie im Underground mächtig ein und nach der Veröffentlichung von "Die Propheten" laufen die Songs "Gottes Tod" und "Kain und Abel" in den Clubs hoch und runter. Ihre Musik lässt sich am ehesten als eine Mischung aus elektronischen, sinfonischen und frühen Industrialelementen beschreiben, die durch Stefans in deutsch verfassten Texte gekonnt ergänzt wird.
Auch die Konzerte von Das Ich haben schnell und zu Recht den Ruf, extravagant und einzigartig zu sein. Dies beweisen sie auf einer ausgedehnten Tour 1994 durch Europa und die USA in deren Verlauf sie auch auf dem Peter Gabriel Womad in Womad und auf der Dokumenta in Kassel spielen. Zuvor erscheint "Staub" und hält sich sechs Wochen lang in den Media Control Charts. Nachdem Daniel Galda schon auf der Tour zu "Die Propheten" als zusätzlicher Keyboarder zur Band gestoßen ist, wird Chad Blinman auf der US-Tour als Drummer verpflichtet, um dem Vorurteil einer Konservenband entgegen zu wirken. Das Live-Album "Feuer" dokumentiert eindrucksvoll, wie Das Ich auf der Bühne funktioniert und dass sie sich von anderen Elektronik Bands deutlich unterscheiden.
Danach steht mit "Die Liebe" eines der beeindruckendsten Werke an. Dieses in Zusammenarbeit mit den schwäbischen Death Metallern Atrocity komponierte Album hat besticht mit einer perfekten Symbiose von Metal mit Elektronik. Eigentlich beginnen '96 schon die Arbeiten am "Egodram"-Album, diese werden aber unterbrochen, um den Soundtrack "Das Innere Ich" für den Undergroundfilm "Das Ewige Licht" zu schreiben. Danach gehen sie auf eine weiter erfolgreiche Tour durch die Staaten, ehe die Aufnahmen zu "Egodram" wieder aufgenommen werden.
"Egodram" ist das erste Album, welches nicht auf Bruno Kramms eigenem Label Danse Macabre veröffentlicht wird, sondern über Edel Records. Für die Single "Destillat" wird ein Video gedreht, welches auf VIVA II zum Einsatz kommt und auch heute noch in den Clubs ein Dauerbrenner ist. Zum ersten Mal führt ihre Tour sogar bis nach Mexiko. Was ein Jahr später folgt, ist ein lang gehegter Traum der Band, nämlich die Vertonung von Gottfried Benns Gedichtesammlung "Die kleine Morgue". Diese Scheibe verilft nicht nur zu einem Auftritt im international renommierten Schauspielhaus Zürich, sondern auch das Schweizer Fernsehen produziert für seinen Kulturkanal eine Dokumentation über das ambitionierte "Morgue" Projekt.
Vor der Jahrtausendwende erscheint mit "re_laborat" eine Doppel-CD, auf der sich die Größen der Elektro-Szene eingehend mit dem Material der Bayreuther befassen. Zu den Künstlern zählen unter anderem VNV Nation, Silke Bischoff/18 Summers, Girls Under Glass, Deine Lakaien, Wumpscut, The Eternal Afflict und viele andere.
Danach steht 2001 erst mal die Veröffentlichung von Kramms Solo-Album "Coeur" an. Doch im Mai 2002 kommt mit anti'christ das nächste offizielle Studioalbum von Das Ich auf den Markt. Weitere Longplayer heißen "Cabaret" (2006) oder "Alter Ego" (2007), außerdem veröffentlichen Das Ich mit "Addendum" noch eine Neuauflage älterer Titel, die vergriffen waren.
Seitdem veröffentlicht Das Ich lediglich Rereleases früher Alben in besonderen Editionen. Kramms Tätigkeit beschränkt sich mittlerweile vor allem auf das Betreiben seines Danse Macabre-Labels und Medienpolitik. Das politische Schaffen findet vornehmlich als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen (bzw. zwischen 2012 und Oktober 2016 Die Piraten) statt.
2016 verbucht er für seine Ziele deutliche Pluspunkte. Zunächst stellt er sich im Frühjahr eindeutig an die Seite Jan Böhmermanns, indem er vor der türkischen Botschaft dessen skandalbewährtes Erdogan-Schmähgedicht öffentlich rezitiert und sich medienwirksam verhaften lässt.
Im Herbst erringt Kramm als Kläger einen gerichtlichen Erfolg gegen die GEMA. Die Verwertungsgesellschaft hat bisher Musikverlage pauschal mit 40 Prozent an ihren Tantiemen teilhaben lassen, die restlichen 60 Prozent teilten sich Komponist und Texter der Musik. Damit ist nun Schluss, denn das Berliner Kammergericht hat entschieden, dass diese Gewinnausschüttung den Urhebern der Musik unrecht tue.
Das Kammergericht gibt damit Kramms Forderung im Wesentlichen recht. In Klagegemeinschaft mit Parteikollege Stefan Ackermann wurde dem gemeinsamen Antrag stattgegeben, wonach die Tantiemen nur an die Künstler ab zu führen seien und nicht automatisch Anteile an die Musikverlage gehen dürfen. Die Rechtskraft des weitreichenden Urteils steht bislang allerdings noch aus.
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