laut.de-Kritik

Der perfekte Soundtrack für die Shopping-Tour.

Review von

Nach dem ersten Durchlauf des neuen Daughtry-Outputs "Cage To Rattle" mag man gar nicht glauben, dass der Hauptprotagonist im Jahr 2006 noch mit einem gewissen Slash im Studio stand. Denn das, was damals aus North Carolina auf große Weltreise geschickt wurde ("What I Want"), hatte durchaus Hand und Fuß.

Zwölf Jahre später ist der einst an der Proberaumtür angetackerte Button mit der Aufschrift "Alternative Rock" nur noch schemenhaft zu erkennen. Im Sound-Universum des American-Idol-Veterans spielen bratende Gitarren schon lange keine große Rolle mehr. Bereits auf seinem letzten Album "Baptized" verbannte Chris Daughtry nahezu alle Zutaten aus der Post-Grunge-Cuisine in den Keller.

Im Sommer 2018 gehen der Frontmann und sein vierköpfiges Gefolge sogar noch einen Schritt weiter. Ganze zweimal dürfen die beiden Gitarristen Josh Steeley und Brian Craddock kurz aufmucken ("Stuff Of Legends", "White Flag"). Das wars dann aber auch schon. Für den Rest des Albums drängen sich Sounds in den Vordergrund, bei denen sich Fans der ersten Stunde schon vor fünf Jahren die Ohren zugehalten haben.

Die einstige Post-Grunge-Combo hat sich im Sommer 2018 endgültig in ein Mainstream-Pop-Projekt verwandelt. Das allein ist sicher noch kein Grund, den Knüppel aus dem Sack zu holen. Es gibt auch gut gemachten Radio-Pop da draußen. "Cage To Rattle" gehört aber nicht dazu. Vom eröffnenden "Hallelujah"-Seufzer bis zum finalen Glockenspiel-Klingklang ("White Flag") schwimmen, tauchen und planschen die Amis in einem mit Zuckersirup gefüllten Rundpool ohne Ausstiegsleiter.

Im Stil eines Touristenführers geleitet Daughtry den Hörer durch endlos lange Shopping-Mall-Gänge. Dabei präsentiert sich der Soundtrack in etwa genauso spannend wie das In-der-Schlange-stehen vor der Nanu-Nana-Kasse.

Songs wie die beiden schnöden Fernsehgarten-Balladen "Death Of Me" und "As You Are", das mit dumpfen Club-Sounds unterfütterte "Bad Habits" und das müde vor sich hin stampfende "Gravity" wollen, können aber nicht. Es fehlen akzentuierte Momente, die den voluminös angerührten Klangbrei ein wenig auflockern. Hinzu kommen eklatante Schwächen in den Kategorien Dynamik und Melodieführung. Hier baut sich keine Spannung auf. Hier schielt kein Refrain auch nur ansatzweise in Richtung Ohrwurm-Olymp. Alles plätschert so vor sich hin.

Schlussendlich ist man froh wenn der Spuk vorbei ist - wieder mal. Sollten die Herren Daughtry und Co fürs nächste Album mit ähnlichen Sounds planen, können sie sich gerne wieder fünf Jahre Zeit lassen. Oder auch zehn.

Trackliste

  1. 1. Just Found Heaven
  2. 2. Backbone
  3. 3. Deep End
  4. 4. As You Are
  5. 5. Death Of Me
  6. 6. Bad Habits
  7. 7. Back In Time
  8. 8. Gravity
  9. 9. Stuff Of Legends
  10. 10. White Flag

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