laut.de-Kritik

Der Beatles-Fan schafft eine einzigartige Atmosphäre.

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Noch vor Jahresfrist fand sich David Poe in einer misslichen Lage wider. Trotz zwei von der Fachpresse bejubelten Alben stand er ziemlich plötzlich ohne Label auf der Straße. Der "Beginn einer langen, beständigen Karriere" (Option Magazine) des "nahezu perfekten Mann" (The New Yorker) schien abrupt gestoppt. Offensichtlich hatte Sony nicht mehr die Geduld, darauf zu warten, dass sich auch der kommerzielle Erfolg einstellt. Am Songwriting David Poes kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn dieses gehört sicherlich zu dem Anspruchvollsten, was in letzter Zeit auf den Markt kam.

Das aktuelle Album "Love Is Red" bestätigt dies einmal mehr. Dabei scheint der Wechsel zum kleinen Berliner Label Ulftone für beide Seiten ein Glücksfall gewesen zu sein. Denn was auf den ersten Blick wie ein Rückschritt aussieht, offenbart sich als eine gelungene Rückkehr zu den Wurzeln David Poes als Songwriter. Auf diesem Album reduziert die Band die früher oftmals aufwendigen Arrangements auf das Nötigste und konzentriert sich auf Poes Stärken: Songwriting und Stimme. In nur 14 Tagen entstand so ein ebenso schlichtes wie charmantes Album, das David Poe allen Raum lässt, seine Qualitäten zu entfalten. Begleitet nur von Sim Cain am Schlagzeug und John Abbey am Kontrabass spielte David Poe zehn Songs ein, die durch ihre Eingängigkeit wie durch ihre Vielseitigkeit glänzen.

Das Album beginnt verhalten jazzig mit "You're The Bomb" und geht anschließend mit "So Beautiful" nahtlos in melancholischen Gitarrenpop über. Poe wechselt ungezwungen zwischen den Stilen und hält an diesem Schema das ganze Album hindurch fest. Dabei überwiegt eine gelassene, meist melancholische Atmosphäre. Allerdings zeigt sich der New Yorker das eine oder andere Mal auch in heiterer Stimmung, beispielsweise im Country-Stück "Reunion" mit einem leicht amüsierten Blick auf ein Familientreffen seiner Freundin. Der vielleicht beste Song "Settlement" handelt dagegen wieder vom bitteren Ende einer Beziehung und ist Poes musikalische Hommage an den Grunge.

Der Beatles-Fan David Poe orientiert sich in seiner Musik zwar an wohlbekanntem Stilelementen, tut dies aber in virtuoser Weise und hält sich dabei fern von jeglichen Klischees. Vielmehr gelingt es ihm, in all seinen Songs eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen, die vor allem von Poes weicher und klarer Stimme lebt. Die Band bleibt zurückhaltend, geht aufeinander ein und schafft so Platz für ein harmonisches Miteinander der Instrumente. "Love Is Red" ist ein nachdenkliches und leises Album geworden, bei dem es keinen Widerspruch darstellt, es ganz laut anzuhören.

Trackliste

  1. 1. You're The Bomb
  2. 2. So Beautiful
  3. 3. Love Is Red
  4. 4. Wilderness
  5. 5. Reunion
  6. 6. Moon
  7. 7. Settlement
  8. 8. You Got A Reputation
  9. 9. Doxology
  10. 10. Love Won't Last The Afternoon

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