laut.de-Kritik
Zwischen Cat Power, Beth Orton und Suzanne Vega.
Review von Martin LeuteWer ihre Bluegrass-Version von Peter, Bjorn And Johns "Young Folks" kennt und gar das Video dazu gesehen hat, der muss Dawn Landes vorerst mögen und neugierig darauf sein, wie sich das zweite Album der Wahl-New Yorkerin musikalisch gestaltet.
"Fireproof" bietet abwechslungsreichen Indie-Folk, der sich kleine Schrägheiten erlaubt und getragen wird vom bezaubernden Gesang der Protgaonistin, der sich zwischen dem einer Cat Power, Beth Orton und Suzanne Vega positioniert.
Schlagzeug, ein eingängiges Bass-Schema und Banjo-Gezupfe bilden das Gerüst des rhythmischen Openers "Bodyguard". Ein toller Einstieg, der ihre stimmliche Vielseitigkeit verdeutlicht. Im Traditional "I Don't Need A Man" gibt vertracktes Percussion-Spiel den Beat vor, zu dem Landes die Melodie zuerst sehr glatt vorträgt, um schließlich in abgehangenem Sprechgesang zu enden. Mit dem Uh Uh Uh-Refrain erinnert der Song stark an die Antifolk-Künstlerin Brenda Kahn.
Mit "Twilight" folgt eines der schönsten und ruhigsten Stücke der Platte, wobei der großartigen Melodie die Begleitung einer Akustikgitarre genügt. "Private Little Hell" schließt nahtlos an diese Qualität an, bereichert durch eine Steel-Gitarre und einem flotteren, ohrgängigen Refrain. Für die rhythmische Untermalung sorgen die Akustische, ein holpriges Schlagzeug-Sample und ein Glockenspiel. Gelungen ist besonders der Refrain, aufgewertet mit einer weiteren, gegenläufigen Stimme.
Infantil verspielt swingt ein Mellotron in "Picture Show" und entwirft eine kauzige Jahrmarksstimmung. Bewusst lieblos und atonal tönt der Gesang, den eine E-Gitarre abrupt rockend ablöst. Indiepoppig geht "Kids In A Play" mit einer großen Melodielinie ins Ohr, ehe mit dem Instrumental "Toy Piano" der Weg dementsprechend verträumt ins Kinderzimmer führt.
Ähnlich charmant instrumentiert ist "Goodnight Lover". Traditionelles Songwriting mit schlichter Gitarrenbegleitung und zweistimmig vorgetragenem Refrain präsentiert Landes im melancholischen "Dig Me A Hole". Im verhaltenen, mit Mundharmonikaspiel untermalten "I'm In Love With The Night" klingt Landes nach der frühen Heather Nova. "Fireproof" schließt mit der leisen Banjo-Nummer "You Alone" ab.
Wer dann nicht gleich die Stopp-Taste betätigt, kommt noch in den Genuss des Bonustracks, einer Coverversion von Tom Pettys "I Won't Back Down". Wer dieses Stück so liebenswert interpretiert, dem sei das auch nach Johnny Cash gestattet.
Dawn überzeugt mit ihrem Zweitling, auch wenn "Fireproof" in der zweiten Hälfte etwas an Spannung verliert. Dennoch ist es erfrischend, wie hier ernsthaftes Songwriting mit liebenswerten Lofi-Arrangements fusioniert. Landes' wandlungsfähige Stimme ist sowieso eine sichere Nummer. Wem Chan Marshall zu düster und Beth Orton zu glattgebürstet ist, der liegt hier genau richtig.
Noch keine Kommentare