laut.de-Kritik
Ein Waldschrat und eine Faunin ehren die Everly Brothers.
Review von Giuliano Benassi2006 ließ das Duo McCarthy/Billy schon einmal aufhorchen. Damals war die Sängerin von Faun Fables als Duettpartnerin von Will Oldham a.k.a. Bonnie 'Prince' Billy auf dessen Album "The Letting Go" zu hören. Sieben Jahre später darf sie nun gleichberechtigt das Cover mit ihrem Namen zieren. Anlass war ihre gemeinsame Liebe zu den Everly Brothers.
Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre sorgte das Duo mit Liedern wie "Wake Up Little Susie", "All I Have To Do Is Dream" "Bye-Bye Love" oder "Candy's Clown" für Furore. Das vorliegende Album enthält ausschließlich Stücke aus dem Repertoire der Everlys. Dabei versteht sich schon fast von selbst, dass keiner der größten Hits dabei ist.
Dass McCarthy und Oldham gut harmonieren, hatten sie ja schon bewiesen. Auch wenn es die Sängerin war, die sich eher anpassen musste. "In Wills Stimme steckt eine ganz besondere Zartheit. Sie erinnert mich an Glas, eine Art wunderschönes, mundgeblasenes Glas. Ich wollte es nicht zertrümmern, das war die größte Herausforderung", erklärte sie damals.
Ihre mächtige Stimme hat sie auch diesmal gezügelt, wobei zu hören ist, dass sie in der Regel nicht die zuckersüße Puppe im Hintergrund spielt. So ist es McCarthy, die im Opener "Breakdown" als erste ans Mikrophon darf und mit ihrer angerauten Stimme das dünne Organ Oldhams deutlich übertrifft.
Der Reiz des Albums besteht gerade in der Art und Weise, wie die zwei ungleichen Stimmen miteinander spielen. Kaum erstaunlich: Am besten gelingen ihnen die langsamen Stücke, allen voran "Devoted To You", das hart an der Grenze zur Schnulze entlang schrammt, aber doch noch die Kurve kriegt.
Oder in den wundervollen "Empty Boxes" und "Yellow Bird". Bei genauem Hinhören findet man bei diesen beiden Stücken auch heraus, was die Everlys so reizvoll machte: Es gab bei ihnen selten eine Haupt- und eine Begleitstimme, denn beide sangen eigenständige Melodien, die sich in der Tonlage ergänzten.
In Nashville von Freunden und gestandenen Session-Musikern unter der Regie von David Ferguson aufgenommen, der Toningenieur bei Johnny Cashs "American Recordings"-Serie, entpuppt sich "What The Brothers Sang" im großen Ganzen als klassisches Country-Werk. Mit einem Hang zu Balladen, denn etwas schneller geht es nur in "Milk Train" und "Somebody Help Me" zu.
"What am I living for, if not vor you?", bezirzen sich McCarthy und Oldham in Track Nummer vier. So schön, wie sie es vortragen, könnten man fast denken, dass sie es ernst meinen. Wer Bonnie 'Prince' Billy eher für seine Verschrobenheit liebt, wird dieses Album vermutlich als zu leichte Kost abtun. Doch auch Harmonie hat seinen Reiz – erst recht, wenn sich eine Faunin und ein Waldschrat daran versuchen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Die Scheibe war schon auf meiner erweiterten Einkaufsliste vorgemerkt. Und diese nette Kritik rückt sie noch weiter in den Focus.
Bin wohl bisschen spät dran.
Grade mal Oldham/Mccartney im Vergleich zu Armstrong/Jones gehört:
Beides Counrty, beide Everly-Brothers, aber Oldham/Mccartney sind eine ganz andere Liga und meilenweit vom üblichen Hillybilly-Schmalz entfernt
stupid me, mccarthy natürlich....