laut.de-Kritik
Debüt at its best.
Review von Jens Brüggemann"Goodlife" ist ein äußerst harmonisches rockiges Debüt-Häuschen mit 13 feinen, musikalisch bewusst und verschieden möblierten Zimmern. Alles überdacht durch selten so rund und glatt erlebte Melodiebögen. Die Berliner Jung-Architekten haben unter der Bauaufsicht von Warner wirklich ganze Arbeit geleistet.
Ein Rundgang dauert knapp 54 Minuten. Kaum betreten und von der Bass-Line und eindringlichen Vocals empfangen, haut's einem auch schon kräftige Riffs um die Ohren. Man weiß sofort, wo man ist, kennt damit aber erst einen kleinen Teil von Deadlines musikalischem Baumaterial. Der Opener "Run" bezieht sich intentional auf den Nahost-Konflikt und gibt textlich und instrumental emotionsgeladen den dort scheinbar ausgestorbenen Glauben an Vergebung und Toleranz wieder. Thematisch ähnlich, aber an eine andere Adresse geht "The Calculated Risk" mit Textzeilen wie: "and at night the bombs came down/you kill my family and now i kill you".
Neben diesen komplexen heißen Eisen betritt man immer wieder Räume, die einen alternativ-rockigen Rosenduft vom Feinsten versprühten. Das balladeske "Talk To Me", "Cold Day" oder "Without You" sind gute Beispiele dafür. Dabei aber nicht immer ruhig und keinesfalls gänzlich ohne verzerrten Gitarrensound. Sehnsucht und Schmacht, am Besten laut. Erfrischung in Form von punktgenauen Beats, schnellen und bestimmten Bassläufen sowie offenen Gitarren-Reglern findet man besonders in Tracks wie "As I Told You" und "Call". In diesem akustischen Mobiliar ist der Gesang mit eingängigen Texten und Refrains die allzeit präsente, aber thematisch unterschiedliche Struktur und Färbung der Tapete.
Die Besichtigung führt immer wieder über kleine Stufen in Form von gekonnten Breaks, die das Ganze zu einem langsamen Aufstieg machen. Nicht was die gleichbleibend gute Klasse, sondern eher die Emotion der Songs und die Weite des Raumes angeht, den die Musik füllen kann. Mit dem letzten Track "Rain" betritt man eine Ebene, von der eine Brücke tief ins Herz reicht. Der nicht traurige, sondern eher hoffnungsvoll klingende Lieblingssong des Sängers Marek, ist einem kürzlich verstorbenen Freund gewidmet.
Insgesamt gesehen erinnert die Musikkonstruktion in Verbindung mit den Vocals sicherlich an Live, aber das stört gar nicht. Für mich ist das schon weit oben am Alternativ-Hang gelegen. Sicher nicht mehr da, wo es noch dicht besiedelt ist. Und die Aussicht nach oben ist wunderbar.
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