laut.de-Kritik
Kühler Roboter-Charme von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Review von Daniel StraubNicht nur an den Plattenspielern des ehrwürdigen Londoner Clubs Fabric herrscht Hochbetrieb. Auch auf dem gleichnamigen Label geben sich die großen Namen beinahe im Wochentakt die Klinke in die Hand. Nachdem erst kürzlich die Scratch Perverts, Adam Beyer und Ivan Smagghe eine Kostprobe ihres Könnens abgegeben haben, ist es nun an Richard Fearless aka Death In Vegas, neugierige Blicke in sein Plattenköfferchen zu gestatten.
Was einem gleich zu Beginn auffällt: Elektro und Detroit sind die großen Quellen der Inspiration für das DJ-Set des Richard Fearless. Um diesen Kern aus dunklen Synthesizern gruppieren sich einige hervorragende Minimal-Produktionen der vergangenen zwei Jahre und machen "Fabric Live 23" so zu einer stimmigen und runden Sache. Nicht der fordernde Gleichschritt im Vier-Viertel-Takt steht hier im Mittelpunkt. Death In Vegas zelebrieren 19 Tracks lang die kühle Erhabenheit der Erben von Kraftwerk.
Als da wären: die Ghostly International-Artists aus Ann Arbor, der studentischen Stadt vor den Toren Detroits. Allen voran Solvent, den Fearless gleich zweimal auf die Plattenspieler legt. Genauso, wie den kanadischen Senkrechtstarter Mathew Jonson und den Soma-Act Alex Smoke, der sich jüngst in den Playlists aller namhaften DJs wiederfindet. Detroit ist im Geiste zwar ständig präsent, jedoch lediglich einmal, mit Juan Atkins' Projekt Cybotron und dem Track "Alleys Of Your Mind" im Mix vertreten.
Technisch zwar nicht im absoluten Spitzenbereich angesiedelt, besticht "Fabric Live 23" dennoch durch die Leichtigkeit, mit der die 19 Tracks ineinander greifen. Unterkühlter Roboter-Charme von der ersten bis zur letzten Sekunde lautet das Credo von Death In Vegas. Welchen Weg Fearless seit seinen ersten Produktionen Mitte der 90er musikalisch gegangen ist, zeigen die vier eigenen Produktionen "Zugaga", "Heil Xanax", "Reigen" und "Natja".
Keine Spur mehr von wuchtigen Big Beats. Statt dessen gehorchen die Death In Vegas-Tracks einer schlichten Soundästhetik mit vorsichtigem Dancefloor-Appeal. Das Album "Satan's Circus" des vergangenen Jahres zeigte bereits deutlich, was Richard Fearless und sein Death In Vegas-Partner Tim Holmes unter zeitgenössischem Downbeat verstehen. Reduzierte Sounds für die Glückseligkeit.
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