laut.de-Biographie
Deine Lieblings Rapper
Das nennt man wohl: nicht gesucht, aber trotzdem gefunden. Was der eine mit Gras, Becks und Zärtlichkeiten begann und der andere eine Generation später mit Tabletten, Jägermeister und Arschficksong ins Extrem hob, kulminiert im Jahr 2005 in der Kollaboration zwischen Sido und Harris als Deine Lieblings Rapper. Egal welche Einstellung man zum angesagten Duo der Aggro-Ära hat, ignorieren kann man es nicht. Obwohl beide Teile der Lieblings Rapper verschiedene Generationen deutscher Rapmusik repräsentieren, ist eine Zusammenkunft unvermeidlich.
Harris ist mit seinem Partner Dean Dawson um die Jahrtausendwende Teil des Deutschrap-Booms. Dabei vertreten die Spezializtz zu dieser Zeit in abgeschwächter Form das, was Sido mit Aggro Berlin etwa sechs Jahre später wiederholt. Es geht um Drogen (damals Kiffen, heute Tabletten), Party machen und Spaß haben. Klar, dass zwei durchgeknallte Rapper aus der Heimatstadt Berlin, die ständig über Drogen und Weiber reden, bei dem wilden Jungspund Sido einen Stein im Brett haben. So verwundert es nicht, dass Sido, mittlerweile ein gefeierter Popstar, Harris immer noch dicken Respekt zollt.
Nach der Boomphase des Deutschrap wird es auch ruhig um die Spezializtz. Erst als die Jungs von Aggro Berlin dem Genre neuen Atem einhauchen, kommt auch Harris zu der Ehre, auf den Aggro-Zug aufzuspringen. Den Kontakt nimmt Sido über das Produzententeam Beathoavenz auf. Harris sei aus Gründen des ähnlichen Lifestyles der Wunschkandidat des "super intelligenten Drogen Opfers" für eine Kollaboration. Harris lässt sich natürlich nicht zweimal bitten und nimmt die Einladung in ein bekanntes deutsches Freudenhaus dankend an. Dort schmeißen die beiden mit "Fuffies Im Club" und nennen die erste gemeinsame Single ihr eigen. Die Mischung aus Provokation und Entertainment gefällt der konsumfreudigen Jugend, die Single steigt bis auf Platz 18 der deutschen Charts. Ob das am derben Synthie-Beat oder an den knapp bekleideten Mädels im Video liegt, bleibt offen. Fakt ist, die zwei harmonieren auf Platte wie auch live. Und das muss natürlich gefeiert werden.
Wird es auch. Das Pseudonym Deine Lieblings Rapper taucht auf fast allen kommenden Aggro Berlin-Veröffentlichungen auf: Aggro-Labelsampler "Aggro Ansage Nr.4" ("Ey Yo!" und "Wetten Dass..."), Sidos "Maske" ("Glas Hoch"), der Erfolgs-Single "Mein Block" (Feature mit B-Tight "Berlin, Berlin") und so weiter. Die Tracks schlagen allesamt in eine ähnliche Kerbe. Auf derben Synthiebeats wird dem wilden Leben gefrönt: Saufen, Kiffen, Poppen und Party machen. Das muss natürlich auf einer gemeinsamen Tour unter Beweis gestellt werden, die im Februar 2004 realisiert wird. Sie heißt "Sido und Harris komm' dir auf die Tour" und bringt Deutschland eine Improvisationsshow nach dem Motto G.B.Z. meets Aggro Berlin.
Schnell ist die Idee eines gemeinsamen Albums, das speziell auf Live-Tauglichkeit konzipiert ist, geboren. Doch aus unerfindlichen Gründen verschiebt sich der Releasetermin der Platte um mehrere Monate. An der Marketing-Abteilung im Hause Aggro kann es wohl nicht liegen. Die leistet erneut öffentlichkeitswirksame Arbeit, indem sie Sido und Harris im Video zu "Steh Wieder Auf" ans Kreuz nagelt, auf den elektrischen Stuhl setzt und Deine Lieblings Rapper der kontroversen Diskussion der Öffentlichkeit aussetzt.
Im Oktober 2005 hat das Warten jedoch ein Ende, "Dein Lieblings Album" ist bereit zur Eroberung der Charts. Unterstützung liefern als Instrumtalbastler die Beathoavenz, Bugati, Bock aufn Beat, Paul NZA und Don Tone, als Gäste schauen J-Luv, Harris Ehefrau Bintia, Alba Berlin Basketballer Nino Garris und das komplette Aggro Team vorbei. In der ersten Woche steigt das Debüt der beiden Berliner auf Platz sechs der Charts ein. Nicht schlecht dafür, dass es um nicht viel mehr als Party machen geht. Wie man jedoch Sido kennt, wird er sich mit dem sechsten Platz zufrieden geben. Nachdem er sich auf dem Stück "Keinen Hunger Mehr" noch darüber freut, dass er keinen Hunger mehr leiden muss, hat er seit seinem immensen Erfolg seine Ziele weitaus höher gestellt: die absolute Spitze der deutschen Charts und ein Auftritt bei Thomas Gottschalk in "Wetten Dass ...?".
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