laut.de-Kritik
Hier triumphiert das Trübsal ausschweifend.
Review von Michael SchuhAls erstes pocht der Drumcomputer. Jeder Schlag gibt noch einen leisen Nachhall ab, ungefähr so wie man es von Boxen-Vorführungen in diesen High End-Studios kennt. Flatternde Membrane und sowas. Dabei klingt die Musik wie von vorgestern.
Dial M For Murder! aus Schweden haben sich nach einem Hitchcock-Thriller benannt, was einigermaßen witzig ist, da der mitgelieferte Sound eher Filmtitel evoziert wie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" oder "Fahrstuhl zum Schafott".
Andererseits: Wo sich der Klassiker von 1954 weitgehend in einem einzigen Raum abspielt, kreieren Dial M For Murder! auf "Fiction Of Her Dreams" einen in sich geschlossenen, autarken Klangkosmos. Vielleicht lag hier ja die Intention der Namensgebung.
Hinter DMFM, wie wir sie der Einfachheit halber nennen wollen, stecken David Ortenlöf und Andy Lantto. Dass die nicht auf heitere Melodien setzen, legt schon die Coverästhetik nahe. Schwarze Grundfläche, weißer Rahmen, das Foto schwarzweiß, verschwommen und abgeschnitten: Hier darf Trübsal endlich wieder angemessen ausschweifend triumphieren.
Zehn Songs lang bilden Synthesizer und Drumcomputer, die nichts anderes als das Prädikat "vintage" verdienen, das minimalistische Grundgerüst, worauf Bass und Gitarre ihre düsteren Melodielinien zeichnen.
Den lebensverneinenden Eindruck stützt DMFM-Stimme Lantto, an dessen Gesangstalent der Marke 'Genesis P. Orridge mit Halsweh' man sich allerdings erst mal gewöhnen muss. Mit der Zeit strahlen Songs wie "Oh No", das lässig-verspielte "You Can't See Me" oder der Trauermarsch "NYC (Now You Care)" jedoch eine ganz eigene Faszination aus, die die anfänglichen Sound-Referenzen She Wants Revenge oder Interpol vergessen machen.
Selbst eher plakativ anmutende Songzeilen wie "I don't love you / it was all just a mistake" oder "Kill me / I don't care / I don't want to live" fügen sich auf wundersame Weise diesem Mahlstrom musikgewordener Agonie, der in "Do You Think So? I Don't" und "Fiction Of Her Dreams" seine herausragenden Momente hat. Ein überraschend nachhaltiges Debüt also, auf das sich der Hamburger Indie-Stall Tapete, der am schnellsten reagierte, durchaus was einbilden kann.
5 Kommentare
Das Trübsal...so, so.
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das muss ich auch haben
auch live sehr cool. hab sie vor 2 wochen im tsunami (köln) gesehen
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