laut.de-Kritik
Cocktail aus Punk, Wavegoth und Pop nahe der Perfektion.
Review von Ulf KubankeKaum ein Jahr ist seit dem letzten Album "Was Dein Herz Begehrt" vergangen, schon steht mit "Funeral Entertainment" die nächste Veröffentlichung ins Haus. Hierfür haben die Leipziger einige Veränderungen vorgenommen. Textlich wendet die Band sich – wie zu ihren Anfangszeiten – wieder der englischen Sprache zu. Musikalisch haben sie die neuen Songs ruppiger und roher arrangiert als zuletzt.
Stilistisch passen Die Art seit jeher in keine Schublade. Ihr Sound besteht zu gleichen Teilen aus Punkrock, gitarrenorientiertem New Wave/Gothic und melodischem Pop. Diesem Konzept bleiben sie auch diesmal treu.
Der Opener "Obsession Is Dark Passion" zeigt gleich, wo es lang geht. Wavige Rhythmusgitarren treffen auf bewusst einfach gehaltenen Sprechgesang in der Strophe. Beide Elemente münden in einem unwiderstehlich rockigen Refrain, der sofort im Ohr bleibt.
Auf "Swimming In Dirty Water" fügen sie dem Gebräu noch einen gehörigen Schuss Punk hinzu, bevor "The Seventh Unneeded Abortet Start" das Tempo etwas zügelt und sich als lupenreiner Wavegoth präsentiert.
Diesen musikalischen Spagat zelebrieren Die Art auf dem gesamten Album. Immer wieder kombinieren sie die scheinbaren Gegensätze Punk, Gothic und Pop und vermengen sie zu einer harmonischen Einheit. Dies funktioniert vor allem wegen des charismatischen Gesangs von Makarios. Auch in den rauen und schnellen Songs wie z. B. dem Tanzflächenfeger "Mark’s Song" bleiben die Vocals angenehm unaufgeregt. Die Stimme zwingt die ausbrechenden Instrumente zurück in die Songstruktur und transportiert die gesamte Melodie.
Der Höhepunkt ist zweifellos das 15-minütige "Pale", das die Band bereits 1991 als Demo aufgenommen hat und nunmehr vollendet. Mäandernde Goth-Gitarren türmen sich schleppend zu einer Wall of Sound, die auf ihrem Höhepunkt zusammenbricht, um in einen weichen ruhigeren Teppich aus Gothic und Artrock auszurollen. Das klingt als Mischung höchst bemerkenswert und einzigartig. Wer hier Vergleiche bemühen möchte, stelle sich vor, dass sich die frühen Sisters of Mercy und Joy Division gemeinsam mit den alten Genesis und Yes zum Jam treffen und eine Menge Spaß miteinander haben.
"Funeral Entertainment" ist zu keinem Zeitpunkt retro, wohl aber im besten Sinne anachronistisch. Unbeeinflusst von Trends und musikalischen Modeerscheinungen haben Die Art ihren punkig poppigen Waverock der letzten knapp 25 Jahre fast zur Perfektion reifen lassen und mit diesem Album auf den Punkt gebracht. Hierbei zeigt sich mitunter deutlich die Verwandtschaft zu alten Wave/Goth-Weggefährten wie Joy Division, Bauhaus und den Sisters of Mercy einerseits, sowie zu den teils melancholischen Punkbands à la EA 80 und Fliehende Stürme andererseits. An der Eigenständigkeit und dem Wiedererkennungswert der Leipziger ändert dies jedoch nichts. Sie sind nie plagiativ, sondern teilen mit den Pionieren lediglich die zugrunde liegende musikalische Philosophie.
Das Album bekommt im CD-Regal seinen verdienten Platz neben den oben genannten Bands. Die Höchstwertung verpassen sie nur deshalb, weil sie an einigen Stellen doch ein wenig sorglos mit der gewählten englischen Sprache umgehen, sowohl in der Aussprache als auch in der Verwendung manch typischer Germanismen.
16 Kommentare
zur Premiere. (die garkeine ist, wie ich gerade sehe)
Klingt doch ganz gut alles und macht auf jeden Fall Lust, mal reinzuhören. Mir zumindest.
Schöne Rezi, wirklich!!!
Nur habt ihr den Platten-Opener "Obsession Is Sad Passion" in Obsession Is Dark Passion" umbenannt .
Ist eine absolute Superscheibe - da habt ihr dann mal wieder recht!
Ich muss mir das Album schnellstens bestellen, um hier wieder mitreden zu können!
Oh, Berlin war genial. Live sind die irgendwie noch besser auf der Platte - obwohl nicht anders als vor 20 Jahren - immer noch kein Feuer und kein Blut.
Fotos gibt's glaub ich unter www.myspace.de/dieart007
Hm, wenn mir jemand beibringt, wie man hier Bilder postet, bekommt ihr das schönste Konzertfoto, welches jemals überhaupt ever von DIE ART gemacht wurde.
Als Link isses hier:
http://i433.photobucket.com/albums/qq54/Di…
http://i433.photobucket.com/albums/qq54/Di…
DIE ART in NRW:
04.03.09 Köln, MTC + The SlimP
05.03.09 Bonn, Klangstation + Atomic Neon
07.03.09 Duisburg, Kultkeller
21.03.09 Münster, Triptychon + Fliehende Stürme
cu there, Die Ratte
mit den fliehenden stürmen.
das passt ja gut zusammen.