laut.de-Kritik
Zu sehr will man alles richtig machen.
Review von Maximilian SchenkelEs gibt bei LAUT-Redaktionssitzungen einige männliche Redakteure, die Musik, welche sie nicht unbedingt rezensieren wollen, trotzdem mitnehmen, wenn im Booklet schöne Frauen abgebildet sind. Die neue Scheibe von Die Happy erfüllt dieses Kriterium zu 100 Prozent.
Marta schaut einen vom Cover so nett an, dass man sich die CD auch an die Wand nageln könnte. Doch auch die Songs sind richtig dicht und rund vom Haus-Produzent Ralph Quick in Szene gesetzt. Des weiteren hatten Marta und ihre Mannen diesmal die Unterstützung eines schwedischen Songwriters, und damit nicht genug: Die Happy sind zum Feinschliff, Co-Produzieren und Mischen nach Los Angeles, Kalifornien geflogen, um sich die Unterstützung des zur Zeit wohl angesagtesten Produzenten-Trios der USA, "The Matrix" zu sichern, das schon Avril Lavigne zum Platin-Status verholfen hatte.
Hier wird also nichts dem Zufall überlassen - und das hört man auch. Nach dem sehr hart bretternden Opener "Take You On A Ride", folgt die erste Single "Big Boy", welche für eine Single nicht besser sein könnte. Ein Refrain, für den andere Bands dieses Genres ihre Eltern verkaufen würden.
Nach dem vor sich hin plätschernden "Good Friend", kommt die erste typisch Happy-eske Ballade. Marta singt von kleinen naiven Beobachtungen und den ganz großen Gefühlen, bewegt sich zwar immer am Rande zur Kitschigkeit, macht das aber im folgenden "Get Up" wieder wett und rockt wütend nach vorne. Und so weiter: eine rockige Nummer folgt auf eine Ballade, folgt auf ein Mid Tempo-Stück, folgt auf eine Ballade.
Man hört die große Erfahrung im Songwriting des Gespanns Marta und Gitarrist Thorsten eindeutig heraus, und die Stimme der Frontfrau ist so gut wie nie. Die Schwachstelle von "The Weight Of The Circumstances" ist allerdings, dass das Album etwas zu verkrampft klingt. Zu sehr will man alles richtig machen. Keinen Fan enttäuschen. Schon beim oben angesprochenen Cover und dem Booklet fällt auf, dass sie dem Vorgänger stark ähneln. Die musikalische Weiterentwicklung hängt leider ebenfalls etwas.
Es wäre schön gewesen, wenn die Band auf dem berüchtigten dritten Album mehr musikalische Facetten an den Tag gelegt hätte, wozu sie bestimmt in der Lage gewesen wäre. Trotz oder eben vielleicht gerade wegen Berufskomponisten und "The Matrix". So klingt das von der Gesangsmelodie lebende "Soul" zwar sehr schön, erinnert aber tatsächlich stark an die genannte Avril, was einen eher faden Nachgeschmack lässt, einen sogar etwas wütend macht, weil Die Happy für eine Kopie zu schade und zu gut sind.
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