laut.de-Kritik
"Schon mal 'ne Kirche angezündet?" - "Natürlich!"
Review von Michael EdeleNachdem das schwedischen Death Metal-Urgestein Dismember bis dato weder eine Live-Scheibe noch irgendetwas im Video oder DVD Format veröffentlicht hat, ist es jetzt mal an der Zeit, eine Doppel-DVD auf den Markt zu bringen. Ob das aber einem Pflichtkauf gleichkommt, bleibt abzuwarten. Prinzipiell würde ich ja behaupten, dass "Live Blasphemies" wirklich nur eine Sache für den Die-Hard-Dismember Fan ist. Der Sound sowohl von der "Live"-CD, und insbesondere der von der "Documentary"-Scheibe ist nun wirklich nicht der Brüller, und auch die Kameraführung ist höchstens mittelmäßig.
Wobei die "Live"-Aufnahme aus einem Club in Stockholm vor heimischer Kulisse aus dem Jahre 2003 natürlich noch die deutlich bessere Qualität aufweist. Mit gerade mal elf Tracks ist die Anzahl für das Medium DVD zwar viel zu knapp ausgefallen, aber die Auswahl der Songs geht so weit eigentlich in Ordnung, auch wenn natürlich Tracks wie "Souldevourer" oder "Wardead" von mir vermisst werden. Da hätte man vielleicht nicht nur auf ein Konzert zurückgreifen sollen.
Was einem aber "Documentary" an Ton- und Bildqualität anbietet, hält noch nicht mal Demo-Standard. Stellenweise finden sogar Handkameravideos mit deutlichen Bandfehlern ihren Weg auf die DVD, was zwar einen gewissen Charme hat und authentisch wirkt, aber eben nur den beinharten Fan angeht. Zwischen die einzelnen, chronologisch angeordneten Auftritte sind immer wieder Interviewszenen eingebaut, die nicht nur sehr unterhaltsam, sondern vor allem auch interessant sind. So erfährt man einige Details über Tourerlebnisse, den Prozess in England zum ersten Album, den Wirbel um "Skin Her Alive" und auch einige andere nette Anekdoten.
Da das komplette Interview auf schwedisch geführt ist, sind die Untertitel, wahlweise in deutsch, englisch, französisch, spanisch oder italienisch, quasi Pflicht. Bei manchen Ansagen vor den Live-Mitschnitten fehlen sie aber, da schlicht und ergreifend wohl kein Schwein versteht, was Sänger Matti da von sich gibt. Deutlich wird auf jeden Fall, dass Dismember mit jeder Menge Spaß unterwegs sind. Das Gespräch mit einem von den Emperor-Jungs ist echt Kult, so nach dem Motto: "Hast du schon jemanden getötet?" "Ja klar, mich selbst. Schon zweimal." "Und eine Kirche angezündet?" "Natürlich! Die war aber aus Stein, und irgendwann hab ich's dann aufgegeben und bin nach Hause."
Dass das Geld aber nicht so locker sitzt, sieht man auch an dem sehr sparsamen Booklet, in dem es außer den fünf Photos der einzelnen Bandmitglieder nichts zu sehen gibt. Und so knapp die Kohle auch sein mag, auf die Rechtschreibung hätte man auf dem Backcover der DVD-Hülle schon achten können.
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