laut.de-Kritik
Allerbeste Zappelnummern, furztrocken produziert.
Review von Alexander CordasMarilyn Manson versucht sich ja seit neuestem als Dali der Musikszene und eröffnet eine Ausstellung mit eigenen Bildern. Abgesehen davon sollte man Mister Shockrock dankbar dafür sein, dass er auf der letzten Tour durch deutsche Lande eine feine Combo mit im Gepäck hatte, die auf den Namen Disturbed hört. Ihr Debüt "The Sickness" sorgte schon für einiges Aufsehen, mehr als das Setzen einer ersten Duftmarke war aber hierzulande nicht drin. In den USA konnten sie dagegen Doppel-Platin einfahren und gelten dort seitdem als das "Next Big Thing". Nun müssen Disturbed beweisen, dass sie den positiven Resonanzen gerecht werden. "Believe" heißt die Bewährungsprobe.
Wie gehabt stottert David Draiman seine Shouts ins Mikro, man kann sich ob dieser geballten Kraft ungefähr vorstellen, wie sich der Aufsatz eines Presslufthammers fühlen muss, wenn erst einmal die Leitung zum Kompressor gelegt ist. Andeutungsweise konnte man bei "The Sickness" sein gesangliches Können erahnen, mit Album Nummer zwei setzt der Glatzkopf noch vier Karat oben drauf und hat sich mit einem Schlag in der Champions-League der ausdrucksstärksten Shouter etabliert. Nicht nur die Stakkato-Raps, die für Disturbed schon fast typisch sind, überzeugen voll und ganz, denn Melodie wird bei den Gestörten mit einem ganz großen M geschrieben.
Und so kommt es, dass sägende Gitarren im Verbund mit tightem Schlagzeugspiel einen Abgehrocker nach dem anderen aufs Parkett legen. Wenn mal wieder eine Indie-Compilation an den Start geht und versucht, die besten Zappelnummern aus den Clubs auf Silberling zu bannen, gibt "Believe" locker ein halbes Dutzend Nummern her. Der Opener "Prayer", "Liberate" und das rotzegeile "Rise" seien als grobe Referenzpunkte erwähnt.
Draiman schafft es immer wieder spielend, durch akzentuierte Vocals die Stimmung der Tracks auf ein sehr hohes Level zu heben, und verheddert sich nicht in heiserem Gebrülle. Die furztrockene Produktion kommt ohne übertriebenen Schnickschnack aus und ist weit davon entfernt, das Songwriting zu überlagern. Ein Bonbon haben sie sich bis ganz zum Schluss aufgehoben. Das balladeske "Darkness" ist mit seiner sparsamen Instrumentierung der ideale Abschluss eines hervorragenden Albums.
Disturbed werden zwar gerne in die New Metal-Ecke gestellt, wenn es darum geht, den Sound der Band zu beschreiben. Aber ob solcherlei Kategorisierung dazu taugt, den Cocktail zu beschreiben, den sich der Vierer mixt, darf bezweifelt werden. Zu sehr hebt sich "Believe" vom Einerlei der üblichen Verdächtigen ab. Aber ob Neumetall oder nicht haben Disturbed den Beweis vorgelegt, dass sie zu mehr taugen als nur zum kurzlebigen Hype-Objekt.
3 Kommentare
Zugegeben, die zweite Platte von Disturbed weicht schon ziemlich von ihrem Debüt "The Sickness" ab. (Zumindest, was die Härte der Songs betrifft)
Doch das tut dem Silberling keinen Abbruch. Im Gegenteil, wie ich finde. Denn erst mit diesem Album erfahren wir, dass David Draiman nicht nur mit den besten Shoutern der Szene mithalten kann, sondern auch noch ein begnadeter Sänger ist. Dieses Talent stellt er in den Songs Prayer, Breathe und Believe dar. Aber auch der Rest der Platte kann sich absolut hören lassen. Für mich, ein mehr als gelungener Nachfolger ihres Debütalbums.
Ich finde das Album ist und bleibt das beste Album von Disturbed grade mit den weicheren Songs zeigen sie uns das sie auch anders können. Vor allem bei dem Song Darkness läuft es mir eiskalt den Rücken herunter!
Weicher hin oder her, das Debüt ist und bleibt das beste Album!