laut.de-Kritik
"Gipsydisco Gipsydisco - heit samma laut!"
Review von Markus BrandstetterSolche wuidn Teifl aber auch! Nachdem Django 3000 dieses Jahr mit ihrem Studioalbum "Bonaparty" schon ein fulminantes Ethno-Fest zwischen Polka, Gipsy, Folk, Volkstümlich und World feierten, legen die Oberbayern nun mit einem Live-Album zünftig nach.
Mit "Wuid Und Laut" (vom vorletzten Album "Hopaaa!") ist man gleich mittendrin im Geschehen, und die Beschreibung "Wild und Laut" trifft auch ins Schwarze: Die Rhythmen treiben, der Tanzboden bebt, die Geigen fahren tonale Rennen, jeder klatscht und tanzt. "Gipsydisco Gipsydisco - heit samma laut!" Und zwar anständig. Verschnaufpausen braucht hier niemand, es geht Schlag auf Schlag: "Danz Ums Feia", "Rot Und Schwarz", "Gruaß Ans Oide Lem". Das alles ist zum Feiern gemacht, zum Abgehen konzipiert.
Das Schlagzeug gibt den polternden 2/4-Takt vor und zieht den rumpelnden Polka-Karren, dazu gibts Wechselbass, Geigen, Akustikgitarre. Die Stimmen sind rau, die Refrains energetisch, dramatisch, hymnisch. Django 3000 stehen für Ethno-Partysound, perfekt dargeboten vom Quartett bestehend aus Kamil Müller (Gesang und Gitarre), Florian R. Starflinger (Geige, Gesang und Gitarre), Florian R. Starflinger (Kontrabass und Gesang) und Jan-Philipp Wiesmann (Schlagzeug und Gesang).
Vier Jahre ist der Youtube-Hit "Heidi" und das selbstbetitelte Debütalbum mittlerweile her, und sowohl was Produktion als auch Dynamik anbelangt, hat die Band in der Zwischenzeit einen ganzen Zahn zugelegt, ordentlich an ihrem Sound gefeilt, mit dem Ergebnis, dass alles an Druck und Dynamik gewonnen hat. Herauskristallisiert hat sich eine famose World-Party-Melange mit ordentlichem Hedonismus-Potenzial, die ob ihrer Tanz- und Hüpfbarkeit auch Fans von Russkaja oder LaBrassBanda gut gefallen dürfte.
Stets schwingt in der Lebhaftigkeit auch eine gehörige, der Gipsy-Melodik immanente Prise Melancholie mit. "Sag mir was ist mit uns geschehen / Warum warum warum muss ich alles schwarz nur sehen", heißt es beispielsweise in "Rot Und Schwarz" lamentierend, die Stimme knarzt, heult und grölt, kurz darauf geht's wieder in einen kräftigen, mollgetränkten "Lei-lei-lei-lei"-Chorus. "Heidi" darf natürlich auch nicht fehlen - das Stück war in einer Neubearbeitung ja auch auf dem aktuellen Longplayer enthalten.
Die sechzehn Songs vergehen wie im Flug, doch irgendwann ist der letzte Polka verhallt, die letzte Volksweise über Herzen, Sehnsucht, Liebe und Fernweh verklungen. Für Django-Fans ist dieses Live-Album ein schönes Zusatz-Zuckerl zum letzten Album, für alle anderen könnte es als Anreiz dienen, mal ein Konzert der Band zu besuchen.
"Somma is wenn'd Heidi kimmt / Und de Leit zum Tanzn bringt / So a Wuide, des is seidn / Leck orsch danzd' de Harrschaftszeiten / Hods die oamoi in da reissn / Lassts di nimma aus", heißt es in Heidi: Sommer ist es wenn die Heidi kommt, und die Leute zum Tanzen bringt ... Und wie sie tanzen, Herrschaftszeiten!
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