laut.de-Kritik
Dan Auerbach erweckt den Blues-Altmeister zu neuem Leben.
Review von Kai ButterweckHin und wieder blutet das Herz einer Neuzeit-Ikone, wenn seine Jugendhelden zum musikalischen Lebensabend hin vor sich hinsiechen und ihr Denkmal immer mehr mehr bröckelt. So erging es seinerzeit Rick Rubin mit Johnny Cash. Und auch der alternde Blues-Veteran Dr. John kann sich glücklich schätzen, dass einer seiner zahlreichen Jünger ganz dicke im Geschäft ist und gewillt war, dem alten Barden aus Louisiana unter die Arme zu greifen.
Für Dr. John erweist sich die Unterstützung von Dan Auerbach, seines Zeichens Sänger der The Black Keys, jedenfalls als Segen, denn selten klang der Altmeisters so zeitgemäß und homogen wie auf seinem mittlerweile gefühlt 200sten Album "Locked Down". Knisternd, rauschend und funkig angehaucht schiebt sich der musikalische Background auf dem Titeltrack in bester Old School-Manier in den Vordergrund, ehe sich Dr. Johns knarzige Stimme bestimmt und frischer denn je positioniert. Background-Chöre aus Zeiten, als Shaft noch zwischen Brooklyn und Manhattan nach dem Rechten sah, inklusive.
Bläser-Einsätze, Hammond-Orgeln und Auerbachs immer wieder punktuell eingestreute Gitarrenarbeit machen Songs wie "Revolution", "Big Shot", "Getaway" oder "You Lie" zu wahren Blues-Monstern. Mit jedem Durchlauf wachsen die insgesamt zehn Songs zu immer größeren Klang-Mysterien, die hinter fast jedem gespielten Akkord Neues zu Tage fördern.
Es ist schon beeindruckend, wie das Duo John/Auerbach stilistisch verwandtes Material so zusammen bastelt, dass es zu keiner Zeit auch nur ansatzweise in Monotonie oder Beliebigkeit abdriftet. Wenn es sich die Herren auf "My Children, My Angels" dann auch noch chillend gemütlich machen und rumpelnde Beats und Minimal-Riffs für gut fünf Minuten hinten anstellen, ist man der psychedelisch angehauchten Stimmung endgültig erlegen.
"Locked Down" klingt wie ein Raritäten- oder B-Sides Album der The Black Keys, was keinesfalls abwertend gemeint ist. Ganz im Gegenteil: Wenn es jemand verdient hat, im Windschatten des Akron-Duos für Aufsehen zu sorgen, dann ist das sicherlich Dr. John; denn wer weiß, was die Blues-Weirdoz heute treiben würden, wenn es den alten Mann aus New Orleans nicht geben würde.
8 Kommentare
vielleicht sogar ein bißchen von der guten alten voodoomagie a la gris gris? oder ist der auerbach dafür zu modernistisch?
Das Album ist stilistisch auf jeden Fall viel näher an den alten Dr. John Alben (Gris-Gris, Babylon), vielleicht nicht ganz so abgefucked, aber GUT!
Meiner Meinung nach das bis jetzt beste Album dieses Jahr.
wirrrrd erworben.
anfangen unbedingt bei Gris Gris. Weiter machen mit Babylon und The Sun, The Moon The Herbs.
Locked Down ist auf jeden fall eines seiner besten werke, nur Gris Gris wird wohl immer unerreicht bleiben. Ein Monster, welches einen nach 3 Tönen in eine andere Welt versetzt.
@strummer89 (« anfangen unbedingt bei Gris Gris. Weiter machen mit Babylon und The Sun, The Moon The Herbs.
Locked Down ist auf jeden fall eines seiner besten werke, nur Gris Gris wird wohl immer unerreicht bleiben. Ein Monster, welches einen nach 3 Tönen in eine andere Welt versetzt. »):
Danke, mann da gibts ja einiges zu hören für mich
Dr. John hat seit 30 Jahren nicht mehr so gut geklungen. Funk, Soul, Rock und eine mächtige Portion Voodoo gibt es hier zu hören. Klassischen Blues höre ich hier eigentlich kaum heraus. Es ist nicht ganz so schräg wie seine psychedelischen Alben aus seinen Anfängen, aber dafür mindestens so dreckig wie einige seiner "normaleren" Top-Alben aus dieser Zeit (Desitively Bonaroo, Hollywood Be Thy Name). Ich würde sagen, es ist sein authentischstes Album seit «Zu Zu Man» aus 1987. Es klingt einfach klasse und keiner der 10 Songs ist Füllmaterial - im Gegenteil.