laut.de-Kritik

Rückkehr in die Eels-Rock-Ära.

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Eines ist klar: Mark Oliver Everett und seine Eels existieren in den verschiedensten Formen und Farben. Sei es der pop-melodische Einschlag auf "Daisies Of The Galaxy", das Fuzz-Gitarren-Gerangel aus Blues, Rock'n'Roll und geradlinigem Indie auf "Souljacker" oder wieder etwas völlig anderes irgendwo dazwischen - Grenzen gibt es im Kosmos der Band kaum.

Während somit jeder Fan eine bestimmte Lieblingsversion der musikalischen Allzweckwaffe mit sich trägt, dürfte das inzwischen 14. Eels-Album "Extreme Witchcraft" gerade für Anhänger*innen der "Souljacker"-Ära den richtigen Ton treffen. Dabei wirkt es sogar fast so, als würde sich die Geschichte wiederholen. Nicht nur, dass zum ersten Mal seit 2001 wieder Gitarrist, Produzent und Everetts langjähriger Freund John Parish das Co-Produzentenruder übernahm, auch die einstigen Fuzz-Gitarren und fetten Rock-Klangwelten feiern ihre Rückkehr. Und so wie "Souljacker" und dessen zeitlose Vorgängerplatte "Daisies Of The Galaxy" Klangwelten präsentierten, die unterschiedlicher nicht sein können, ist dies nun auch bei "Extreme Witchcraft" und der vorausgehenden melancholischen 2020er LP "Earth To Dora" der Fall.

Unverändert und weiterhin erfrischend ist allerdings der fast schon spöttische Optimismus, den E abermals in weiten Teilen seines Werks versprüht. So beschreibt er auf dem stampfenden und krachenden "Good Night On Earth", begleitet von einem treibenden E-Gitarren-Riff, sein bisheriges Leben mit nur wenigen präzisen Worten in typischer, ironischer Eels-Fashion: "Once upon a time mom and dad felt fine / Thought it was time for a birth / Ever since then the trouble never ends / But it's a good night on earth".

Genauso offenbart auch "Strawberries & Popcorn" eine weitere Facette des trockenen, trügerisch-hoffnungsvollen Galgenhumors, den E meisterhaft beherrscht: "Nobody here to pester me now / I can do what I want inside of this house / And if I wanna eat some strawberries / And popcorn for dinner well it's up to me". Nach einer Scheidung muss man manchmal eben auch die kleinen Lichtblicke des Lebens realisieren und wertschätzen.

Dennoch gehört die Hommage an das semi-nahrhafte Fastfood-Abendessen zu einer der enttäuschenderen Kompositionen auf "Extreme Witchcraft", von denen man leider noch ein paar weitere findet. "Stumbling Bee" macht seinem Titel dabei alle Ehre und stolpert trotz melodischer und metaphorischer Verspieltheit, genauso wie der bluesige Rock'n'Roll-Ableger "Steam Engine" irgendwo durch das musikalische Nirgendwo, ohne das vorhandene Potential auszuschöpfen. Völlig fehl am Platz wirkt im sonischen Kontext der Platte die aus Electro, Funk und HipHop zusammengewürfelte Aufmachung von "Grandfather Clock Strikes Twelve".

Dennoch zaubert "Extreme Witchcraft" über seine Laufzeit von knapp 40 Minuten auch eine Hand voll Highlights hervor. Wenn E und Parish erstmal richtig loslegen, dann gibt es kein Halten mehr. Die experimentelle Wundertüte "What It Isn't", die wohl am ehesten irgendwo zwischen den Beach Boys, knallendem Punk und der psychedelischen Phase der Beatles einzuordnen ist, dürfte beim ersten Chorus bei vielen für Verwunderung sorgen. "The Magic", "Amateur Hour" und "Better Living Through Desperation" sorgen, wenn auch etwas konventioneller, mit schonungsloser Rock-Attitüde gleichermaßen für ordentlich Tempo und Feuer.

Inmitten dieser rauen Landschaft verbirgt sich mit "Learning While I Lose" außerdem ein Schmuckstück, das gute Chancen hätte, in all dem Trubel unterzugehen, wenn es sich dabei nicht um ein derart qualitativ hochwertiges, musikalisches Handwerk handeln würde. Begleitet von einem minimalen Arrangement aus weichen E-Gitarren, Tamburin, Glockenspiel und nonchalanten E-Piano, zeigt E hier die unwiderstehliche, konträre Seite des genialen Pop-Songwriters, der sich ebenfalls in ihm befindet.

Demnach bleibt "Extreme Witchcraft" in seiner Gesamtheit keinesfalls blass, was im Rückblick auf die herausragende Karriere des Amerikaners und seiner von Zeit zu Zeit rotierenden Eels ohnehin unvorstellbar wäre. Um in die Sphären des direkten Vorgängers "Earth To Dora" und des seelenverwandten "Souljacker" vorzudringen, reicht es allerdings nicht ganz.

Trackliste

  1. 1. Amateur Hour
  2. 2. Good Night On Earth
  3. 3. Strawberries & Popcorn
  4. 4. Steam Engine
  5. 5. Grandfather Clock Strikes Twelve
  6. 6. Stumbling Bee
  7. 7. The Magic
  8. 8. Better Living Through Desperation
  9. 9. So Anyway
  10. 10. What It Isn't
  11. 11. Learning While I Lose
  12. 12. I Know You're Right

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