laut.de-Biographie
Electric Wizard
"When you get into one of these groups, there's only a couple of ways you can get out: one is death, the other is mental institutions ..." Mit diesen Worten beginnt "Dopethrone", neben Sleeps "Dopesmoker" wohl DAS Referenzwerk des Stoner Doom. Das zugehörige Cover-Artwork, das den Teufel beim Genuss einer Bong zeigt, dürfte so ziemlich jedem bekannt sein, der in seiner Freizeit gerne einen durchzieht und auf schwere Riffs steht.
Urheber dieser Underground-Perle sind Electric Wizard. Der Brite Jus Oborn gründet die Band 1993, nachdem er zuvor fünf Jahre lang mit einem ständig den Namen und das Line-Up wechselnden Projekt herumdümpelte (aus Lord of Putrefaction wurde erst Thy Grief Eternal, dann nur Eternal), dessen kreativer Output später in der Box "Pre-Electric Wizard 1989-1994" erscheint.
Für Electric Wizard rekrutiert Gitarrist und Sänger Oborn zunächst Bassist Tim Bagshaw und Drummer Mark Greening. Bereits 1995 unterzeichnen sie in dieser Besetzung einen Plattenvertrag mit Rise Above Records und spielen das selbstbetitelte Debütalbum ein.
Wie der Bandname, der sich aus den beiden Black Sabbath-Titeln "Electric Funeral" und "The Wizard" zusammensetzt, ist auch die Musik darauf stark von den Urvätern des Heavy Metal beeinflusst. Zu Beginn ihrer Karriere spielen Electric Wizard wenig auffälligen, aber durchaus gut gemachten Doom Metal.
Eine deutliche Weiterentwicklung stellt das 1997 erscheinende "Come My Fanatics..." dar. Electric Wizard integrieren Sludge- und Stoner-Vibe in ihre Kompositionen und jagen alles durch einen tiefschwarzen Filter. Das Ergebnis klingt weitaus böser und dreckiger als noch der Erstling.
Tatsächlich stellt der Sound der Platte eine direkte Reaktion darauf dar: Das Debüt klingt Oborn rückblickend zu nett, diesmal will er es besser machen. Außerdem "war unser Land in keinem guten Zustand. Metal war damals total gefickt. Wir setzten ein musikalisches Statement!" Passend zum instrumentalen Zeitlupenhorrortrip rezitiert Oborn von Mysteryikone H.P. Lovecraft inspirierte Texte.
Auf "Dopethrone" gehen Electric Wizard den eingeschlagenen Pfad konsequent weiter und ziehen die schwarze Schraube noch ein wenig fester an. Die musikalischen Rauchschwaden entstehen unter Substanzmissbrauch verschiedener Art. "Die meisten von uns steckten in einer Drogen- oder Alkoholsucht fest, es war einfach purer Hass. Wir wollten das widerwärtigste, fauligste, verdorbenste Album aller Zeiten aufnehmen. Wir pennten im Studio, im Grunde lief es so: Aufwachen – so viele fucking Drogen wie möglichen konsumieren – jammen", erzählt Jahre später Kerrang!
Seinem Ziel kommt er mindestens sehr nahe, denn Doommetal.com schreibt über "Dopethrone", darauf sei Doom der langsamsten und heaviesten Sorte wie überhaupt vorstellbar enthalten. Terrorizer kürt die Scheibe zum "Album der Dekade".
Während der gerne übersehene Nachfolger "Let Us Pray" noch im angestammten Line-Up entsteht, plus einem Gastauftritt von Paul Sax an der Geige und einem Ausflug von Drummer Greening ans Klavier, zerbricht der Kern der Band kurz darauf. Am Ende der dem Albumrelease folgenden Tour wollen Electric Wizard sich auflösen. Soweit kommt es zwar nicht, doch bei einer kurzfristigen Tour mit Cathedral fehlt Greening. Ihn ersetzt Justin Greaves.
Im April 2003 ist der Split aber offiziell. Neben Greening verlässt auch Bagshaw die Band. Für letzteren steigt Rob Al-Issa ein, außerdem verstärkt Liz Buckingham die Truppe um eine zweite Gitarre. Sie übernimmt außerdem den bislang auf Bagshaws Schultern lastenden Part als Oborns Haupt-Songwriting-Partner. Das erste gemeinsame Album "We Live" unterscheidet sich vor allem insofern von den Vorgängern, dass die doppelte Gitarrenbesetzung einige komplexere Strukturen erlaubt.
Trotz des optimistischen Titels rumort es weiterhin im Inneren Electric Wizards. 2006 geht Justin Greaves, die Trennung verläuft alles andere als freundschaftlich. Oborn äußert den Wunsch, auf das Grab seines Ex-Schlagzeugers zu urinieren, und platziert Shaun Rutter hinterm Kit.
Nach Album Nummer sechs, "Witchcult Today", das erneut gute Kritiken erntet, scheidet auch Al-Issa zugunsten von Neu-Basser Tas Danazoglou, der tatsächlich bis zum drei Jahre später erscheinenden "Black Masses" durchhält, dann aber seinen Hocker für Glenn Charman räumt. Außerdem neu mit dabei: Simon Poole am Schlagzeug.
2013 kommen auch noch Schwierigkeiten mit Rise Above Records dazu, die die Veröffentlichung des nächsten Albums blockieren. In der Überbrückungsphase, bis "Time To Die" – auf dem wegen erneuten Bassisten-Ausfalls Oborn zum Tieftöner greift – 2014 via Spinefarm erscheint, spielen Electric Wizard einen Headliner-Gig beim Roadburn Festival. Oborn ist in diesem Jahr dort auch als Künstler-Kurator tätig.
2017 ist es anscheinend wieder Zeit, die Fans daran zu erinnern, wo die Wurzeln der Band liegen. Mit "Wizard Bloody Wizard" legen Electric Wizard einmal mehr eine klare Namensreferenz zu Black Sabbath vor. Auch musikalisch gehts weitaus konservativer vor als gewohnt.
Dem Kultstatus der Truppe tut das freilich keinen Abbruch. Die Clubs bleiben weiter gut gefüllt und neblig verqualmt.
1 Kommentar
Ui es gibt endlich eine Electric Wizard Biographie. Jetzt fehlt nur noch der Meilenstein zu Dopethrone