Weniger ist manchmal Meer.

laut.de-Kritik

Weniger ist manchmal Meer.

Review von Yan Vogel

Ensiferum spendieren auf ihrem achten Output erstmals in der Bandhistorie eine Konzept-Story. Das Meer, unendliche Weiten, und der damit verbundene Seemansgarn ebnen den Weg für eine kurzweilige Reise durch den Krachgarten des Heavy Metal.

Bei den mannshohen Chören in "The Defence Of Sampo" wird der Scampi in der Pfanne verrückt. Weniger ist manchmal Meer. Zwischen Festival-Firlefanz und fantastischen Fanfaren bekleckern die Finnen sich nicht unbedingt mit Rum. Wenn sich der Fünfmaster einfach auf eine puristische Umsetzung konzentriert, ist er nämlich ziemlich weit vorn.

"Run From The Crushing Tide" vereint das, was Chuck Schuldiner mit Control Denied verewigt hat. Einer gewaltig zerstörerische Nummer mit Klargesang eine fragile Note zu verleihen. Auch das tanzbare Kneipen-Kleinod "Midsummer Magic" kühlt wie ein Sprung ins kühle Nass nach einem schweißtreibenden Saunagang.

Neuankömmling Pekka Montin lässt zwar in seiner Kotipelto/Cans-Stimmlage manches Glas zerbersten, navigiert sich aber zielsicher durch das unruhige Growl- und Chor-Gewässer. Die wundervolle Textzeile "I feel like a sea without a shore" im Smasher "For Sirens" freut und trübt die Sinne gleichermaßen.

Analog zum Musiker-Mantra 'Sex, Drugs And Rock'N'Roll' gibt der Opener die Losung "Rum, Women, Victory" aus. Im Stile früher Children Of Bodom schwappt die Begeisterung der Mucker auf den Hörer über. Das Herzstück ist das neunminütige Finale Furiose "Cold Northland", in der Ballade und Black Metal Hand in Hand von der Planke in die ewigen Fluten stürzen.

Dass das Tutti Frutti De Mare nicht Schiffbruch erleidet, liegt am Vielseitigkeitspreis, den die Kogge des folkigen Death Metal zweifelsohne mit "Thalassic" einheimst.