laut.de-Kritik
Kammermusik in Moll und ein starker Andy Bell.
Review von Sven KabelitzGelungene Songs erkennt man daran, dass sie nahezu in jedem Kontext funktionieren. Wenn Metal-, Indie- oder Folk-Bands mal wieder ein Lady Gaga-, Miley Cyrus- oder Rihanna-Track covern, dann funktioniert das nicht, weil sie so dufte Musiker sind, sondern weil die Vorlage trotz der von ihnen verpönten Umgebung einfach schon gut war. Weil die Essenz stimmte. Es liegt immer am Lied, nicht am Interpreten.
Insofern konnten Erasure keinen besseren Zeitpunkt in den vergangenen zwanzig Jahren finden, um sich selbst zu covern. Mit "World Be Gone" fanden sie endlich wieder Anschluss an ihre besten Zeiten, in denen ihnen melancholische Pop-Meisterwerke wie "Ship Of Fools" oder "The Circus" gelangen. Denn Erasure funktionieren in Moll immer am besten.
"World Beyond" wirft nun unter dem optischen Sanierungsfall des Covers die Stücke des letzten Albums noch einmal munter durcheinander. Das Brüsseler Echo Collective, zuständig für die liebevollen Arrangements und die Produktion, streift ihnen ein klassisches Gewand über. Die Synthesizer von Clarke, der die Idee zu dem Experiment lieferte, bleiben diesmal draußen. Während sich der Vince also einen faulen Lenz macht, gehört Andy die ganze Bühne.
Diese nutzt er so gut, wie man es seiner vor einigen Jahren noch gebrochenen Stimme nicht zugetraut hätte. Doch seit "Snow Globe" ging es wieder Stück für Stück aufwärts. Das "World Beyond" über Weite strecken funktioniert, liegt neben dem starken Songmaterial an seiner Präsenz. Er klang nie besser als hier.
Nur das optimistische "Love You To The Sky", zu dem Kollege Schuh und ich letzten Sommer noch eng umschlungen durch die Redaktion hüpften, mag hier nicht so recht funktionieren. Dieses zu leichtfüßige Lied, das dem restlichen Album und dessen düsteren Blick auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und dem politischen Weltgeschehen so tapfer entgegensteht, passt nicht zum neuen Umfeld und offenbart hier deutlich seine Schwächen.
Doch wischt man die lieb gewonnenen, aber doch etwas in die Jahre gekommenen Synthezisersounds von "World Be Gone", "Be Careful What You Wish For" oder "Lousy Sum Of Nothing" beiseite, blühen sie hingegen noch mehr auf. Egal ob in der brillanten "World Be Gone"-Version oder hier: Das düstere "Oh What A World" reiht sich in die zehn besten Erasure-Stücke ever ein. Selten klangen die Briten so dringlich und deutlich. "Don't take the moral high ground / Hide behind your fake words / It's just an excuse for your weakness."
Die "World Be Gone"-Coda ermöglicht einen ungewohnten Blick auf Erasure. Eine Möglichkeit für Menschen, die sich sonst vor der Fülle an Synthesizern, Lametta und Kitsch abschrecken lassen. "World Beyond" führt zum Herzen und zur Seele der Band: zu ihren in besten Momenten prächtigen Pop-Songs.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Da sind keine gelungenen Songs drauf. Furchtbares Machwerk.
da meint auch einer : Mir gefällt etwas nicht ..also ist es schlecht..
wow...quasi die eigene meinung als non plus ultra ...und alle andern haben natürlich keine ahnung !
Die Partei, die Partei, die hat immer recht.