laut.de-Kritik
Basslastige Funk-Beats und entspannt-coole Flows.
Review von Stefan JohannesbergWer sich seit 25 Jahren im Rapgame kreativ und kommerziell behauptet, hat Respekt verdient. Wer seine Skillz in dieser Zeit mehrmals auf das nächste Level hebt, obwohl er bereits seine Schäfchen in der Hip Hop-Hall Of Fame im Trockenen weiß, erst recht. Wer dann trotzdem noch fresh und hungrig klingt wie am ersten Tag, darf, nein muss förmlich verehrt werden, selbst wenn sein neuestes Werk "nur" knapp überdurchschnittliche Hausmannskost enthält. Der Name des Helden: Erick Sermon, EPMD-Emcee und Top-Produzent.
Die gute Durchschnittsnote betrifft natürlich sein fünftes Soloalbum "React", das wie gewohnt basslastige Funk-Beats, geschickt gestreute Soul-Reminiszenzen und cool flowende Lyrics bietet, ohne den Hörer jedoch so richtig aus den Latschen zu kloppen. Routiniert und abgezockt, meinen die einen, langweilig und harmlos, die anderen. Dabei holte sich Sermon zum ersten Mal auch andere Produzenten ins Boot, die sich jedoch seinem Style mehr oder weniger anpassen wie "Hold Up" vom Westküstenkollegen Rick Rock, Megahertz' dr. dre-beeinflusstes "To Tha Girlz" oder Just Blaze Tanzflächenmörder "React" und "We Don't Care" beweisen.
Der einzige Track, der aus dem beschriebenen Rahmen fällt, ist "Hip Hop-Radio". Hier verzapft Sermon mal keine spaßigen Party- und Battle-Raps, sondern widmet sich kritisch der heutigen Hip Hop-Kultur im Radio. Er verbindet Geschichten über einen Jungen, ein Mädchen und ein 10-jähriges Kind, die alles hinnehmen, was ihnen die Sender diktieren. Das wahre Wesen (ja, immer noch sportliche Competition, Love, Peace And Unity) des Hip Hop lernen sie jedoch gar nicht mehr kennen. Auch Sermon selbst hat trotz des Single-Hits "React" mit diesen Auswirkungen zu kämpfen. Sein Bekanntheitsgrad nimmt rapide ab.
Der Zustand erinnert ein wenig an die Schnelllebigkeit des modernen Fußballs, wo Manager wie Calmund und Hoeneß nicht müde werden zu erläutern, dass nur der gegenwärtige Erfolg zählt, Vergangenes jedoch nicht mehr interessiert. Zum Glück haben alte Säcke wie Erick Sermon ihre Energie nicht verloren, gegen den Strom zu schwimmen. Bleibt nur zu hoffen, dass er auch noch in den nächsten Jahren knapp überdurchschnittliche Alben veröffentlicht wie "React".
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