laut.de-Kritik
Zeitloses Vermächtnis zwischen Folk, Blues, Soul und Jazz.
Review von Martin LeuteIn der virtuellen Welt überrascht es kaum, dass 2007 ein Tonträger von Katie Melua zusammen mit der 1996 verstorbenen Eva Cassidy in den Läden steht. Die moderne Technik macht's schließlich möglich. Bezeichnenderweise intonieren sie gemeinsam Louis Armstrongs "What A Wonderful World" und erklimmen mit diesem Duett die Spitze der englischen Charts.
Zu Lebzeiten blieb der Amerikanerin Eva Cassidy der musikalische Erfolg versagt; erst 1998 erscheint posthum das Album "Songbird", das international beachtliche Verkaufszahlen schreibt und der großartigen Sängerin eine stetig wachsende Fangemeinde beschert.
Der musikalische Nachlass wird von ihren Eltern verwaltet, die dem Wunsch der Fans immer wieder nachkommen und nun das Album "Somewhere" auf den Markt auf den Markt brachten. Bis auf zwei Tracks handelt es sich dabei um bisher unveröffentlichte, von Cassidy einst interpretierten Folk-Traditionals, Soul-Klassiker sowie Blues- und Jazz-Standards.
Spielerisch leicht taucht Eva Cassidy von Dolly Partons introspetivem Country-Folk-Track "Coat Of Many Colors" mit James Cottons "Ain't Doin' Too Bad" in den mit Bläsern geschwängerten Blues ein, um sich dann mit "Chain Of Fools" und "Won't Be Long" dem kraftvollen Soul einer Aretha Franklin zu widmen. Ob lasziv, melancholisch oder verführerisch, Cassidy versteht es jederzeit trefflich, mit ihrem variationsreichem Gesang eine angemessene Stimmungslage hervorzurufen.
Neben wunderbaren, nur von der Akustischen begleiteten Einspielungen wie Gershwins "Summertime", Roy Acuffs balladeskem "Blue Eyes Crying In The Rain" oder dem melancholischen, spirituellen "A Bold Young Farmer" stehen harmonisch Songs wie Patsy Clines "Walking After Midnight", behutsam mit Drums und E-Gitare arrangiert.
Mit "Somewhere" und dem mit säuselnder Lap Steel instrumentierten "Early One Morning" finden sich erstmals zwei von der Musikerin mitkomponierte Stücke. In letzterem fragt sie sich, ob man sich an sie erinnern wird: "So I sit on yonder hill and I wonder if anyone thinks of me still?"
Zweifellos. Die behutsam restaurierten und neu gemasterten Songs auf "Somewhere" stellen ein weiteres Vermächtnis der viel zu früh verstorbenen Künstlerin dar. Ein zeitloses Werk, das mit einer exquisiten Songauswahl, angenehmer Atmosphäre und einer starken Sängerin aufwartet.
3 Kommentare
Auf seltsame Art und Weise macht es mich jedesmal traurig, wenn ein weiteres Album posthum von Eva Cassidy erscheint. Ich denke in solchen Momenten darüber nach, was diese Frau alles noch im Laufe der letzten 12 Jahre hätte schaffen können, wenn schon so viele der Aufnahmen ihres Vermächtnisses wunderbar schillernde Perlen enthalten.
Wäre es vermessen, zu behaupten, der Musikwelt ist vor nunmehr schon 12 Jahren eine der ganz ganz großen weiblichen Singer verloren gegangen?
Eine wirkliche Songwriterin war Eva Cassidy wohl nie, aber ihre Interpretationen von so manch einem "Original" ließen eben dieses (obwohl an sich schon groß) ab und an ein wenig geschrumpft aussehen.
Also wird auch dieses Album für mich sehr sicher ein "must have" sein.
"Ein zeitloses Werk, das mit einer exquisiten Songauswahl, angenehmer Atmosphäre und einer starken Sängerin aufwartet."
... und dann 3/5 ?
Nicht wundern, nur staunen
Eigentlich möchte das (glaub ich) niemand mehr durchhecheln.