laut.de-Kritik
50 Cent minus Gangsterattitude gleich Fabolous.
Review von Stefan Johannesberg50 Cent minus Gangsterattitude gleich Fabolous. Arg vereinfacht, aber mit hoher Trefferquote. Einst als die Rookie-Sensation und The Next Man geehrt, musste Fab in punkto Hype schnell eben jenem Eminem-Protégé weichen. Der schöne Jungspund rappt zwar lässig-smooth wie der halbe Dollar, bedient aber nicht die gängigen Fantasien des harten Thug-Lebens. Und Fakt ist: nur dank dieser Klischees heißt es an der Chartspitze momentan: "Get Rich Or Die Tryin'". Folglich erscheint sein zweites Werk trotz Ghetto-Alibi der "Street Dreams" und Features wie Snoop Dogg, Ashanti, Mary J. Blige oder Missy Elliott eher klammheimlich am Rande.
Die ungewollte Geheimnistuerei überrascht auf den ersten Blick, denn das Album gibt sich mit seinem edel-bläulichen Player-Cover im Stile von Klassikern wie Ghostfaces "Supreme Clientel" oder Jay-Z' "The Blueprint" äußerst großspurig. Großkotzig wie ein junger Puff Daddy thront Fabolous pelzbejacked auf einem Sportwagen der Luxusklasse. Doktor Laut attestiert: klarer Fall von Größenwahn.
Doch damit nicht genug. Auch unter der 12-Zylinderhaube versucht Fab großmäulig wie Role Model Shawn Carter zu flowen und zu reimen. Leider erschöpft sich die Ehrerbietung außer selbstintonierte Hooklines ("Bad Bitch", "Not Give A Fuck") und ein paar hübschen Wortspielen recht schnell. Fabolous hätte sich wohl besser den ganzen Jay-Z und nicht nur dessen Jiggy-Shit zum Vorbild nehmen sollen. So fehlt es dem netten Jungen von nebenan an allen Ecken und Kanten.
Variable Zungenakrobatik gepaart mit unerschütterlichen Selbstbewusstsein ersetzen eben keinen Hip Hop-Background. Und wessen Mutter einen zu Rap-Talentwettbewerbe schickt, nur um tellerwäschermäßig Millionen zu scheffeln, der könnte auch bei den Backstreet Boys munter mitmischen. Alexander lässt grüßen. Und um es noch mehr zu veranschaulichen: Fabolous macht genau wie 50 Cent Fast Food-Rap, doch während 50 für Burger King arbeitet, steht Fab bei Kochlöffel an der Kasse.
Das harsche Urteil "Großes Maul und nichts dahinter" gilt ebenfalls für die Beat-Auswahl: eine lieblose Aneinanderreihung von bouncenden Club-Tracks, die keinem wehtun. B-Klassen-Timbalands und spröde Neptunes-Nachmacher dürfen kopieren, was das Synthie-Zeug hält. Die Trackmasters passen sich im Verbund mit den The Roc-Starproduzenten Kayne West und Just Blaze dem lowen Level an, und DJ Clue beweist wieder einmal seine totale Unfähigkeit an den Reglern. Nur Nachwuchs-Beatbastler Omen fällt mit "Change You Or Change Me" wie bereits beim Debüt pianolastig positiv aus dem Rahmen.
Noch keine Kommentare