laut.de-Kritik
Sie klingen gleichsam nach gestern, heute und morgen.
Review von Daniel ThomasDie ewigen Zweitligisten, geduldiger Geheimtipp für Stadionbühnen und stets hinter den Manic Street Preachers in der Schlange Steher Feeder veröffentlichen unbeeindruckt von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Platten, die gleichsam nach gestern, heute und morgen klingen.
Das britische Trio ist inzwischen bei Studioalbum Nummer neun gelandet und kann die Formel für fasslichen Alternative-Rock auch nach durchzechter Nacht und mit verkatertem Ale-Schädel noch in hundert Jahren rückwärts und im Handstand fehlerfrei abspulen. Die Beständigkeit, aber vor allem auch die Ausdauer sind Feeders größte Verdienste. Mit "All Bright Electric" asphaltiert jetzt ein weiterer Wegabschnitt die bewegte Laufbahn.
Selbstverständlich ist dieses Durchhaltevermögen keinesfalls, zumal für eine Band, die derart viele Rückschläge in ihrer Karriere erleiden musste – den Tragischsten mit dem Suizid ihres Schlagzeugers Jon Lee 2002.
Etwas dröge wird es allerdings, wenn sich die Beständigkeit ins Songwriting einschleicht und damit jede Form der Innovation abwürgt. "All Bright Electric" ist vor allem eine Retrospektive auf ihr eigenes Schaffen. Möglichst große Melodie ("Universe Of Life" und die meisten anderen Songs), druckvolle Powerchords, die in etablierten Mustern auf den Gitarrenbünden verschoben werden (wirklich jeder Song) und dazwischen ein bisschen Klavier (vor allem in der Halbballade "Another Day On Earth") sind die bevorzugten Mittel.
Britpop ist noch immer der Reservist, den Feeder ins Rennen schicken, wenn es wie in "Paperweight" und ganz besonders wie in "Slint" etwas wärmer werden soll. Auch das hat sich für die Band seit längerem bewährt. Mindestens einmal schauen Feeder dann aber doch auch bei anderen ab. "Hundred Liars" hat den gleichen Chorus wie David Bowies "Heroes" – zumindest so lange, bis sich das Trio kurz vor Ladenschluss dazu entscheidet, eigentlich kein Cover auf der Platte haben zu wollen und die zweite Reihe dem Helden vorzuziehen.
"All Bright Electric" ist damit gleichzeitig auch das Versprechen für die Zukunft: Ihr könnt euch auf uns verlassen. Wir werden immer nach Feeder klingen.
Wiedererstarkt sei er und momentan in der besten kreativen Phase seines Lebens, meint Frontmann Grant Nicholas. Man möchte es dem 48-Jährigen Waliser nicht aberkennen, ihn gleichzeitig aber auch darauf aufmerksam machen, dass er nie wirklich schlechter war.
1 Kommentar
bin jetzt nicht mit ihrer kompletten diskographie vertraut, aber früher waren halt immer son paar kracher auf ihren alben, die richtig zu zünden wussten ( z.b. high,buck rogers oder seven days in the sun).
und die such ich halt bei " all bright electric " vergeblich.
ansonsten halt solide, mehr als 3 zähler würd ich da aber auch nicht springen lassen.
greife da lieber zu jeff rosenstocks neuem album " worry", auch wenns evt. ne etwas andere baustelle darstellt.