laut.de-Kritik
Die drei Waliser gehen auf Nonstop-Vollgas-Tour.
Review von Kai ButterweckNach gut einem dreiviertel Jahr Verzögerung erblickt das siebte Werk auch in hiesigen Gefilden das Licht der Welt. Mit "Renegades" verabschieden sich die Mannen um Sänger Grant Nicholas von den seichteren Klängen der Vorgänger und fahren wieder über härteres Terrain.
Die drei Waliser zünden sogar ein Feuerwerk, das einen nach knapp vierzig Minuten erst mal zum Luftholen zwingt: Vom Opener "White Lines" bis hin zur letzten Note von "The End" treiben sie ein Gitarreninferno vor sich her, das zwangsläufig die Frage aufwirft, ob man es hier denn noch mit denselben Protagonisten zu tun hat, die gerade auf den beiden letzten Feeder-Alben "Silent Cry" und "Pushing The Senses" vermehrt ruhigere Töne anschlugen.
Geballte Kraft steht im Vordergrund. Lediglich bei den balladesken Tönen von "Down To The River" kommt das Trio kurz zur Ruhe - der Rest gleicht einer Nonstop-Vollgas-Tour. Der noch schleppenden Eröffnung folgt die erste Singleauskopplung "Call Out", die vor allem durch eine grandiose Strophenmelodie überzeugt und mit abgehacktem Gitarren-Powerchording einen der Eckpfeiler von "Renegades" bildet.
Vereinzelt schwelgt die Band nicht nur lyrisch in Melancholie, sondern verleiht mit zähen New Metal-Anleihen ("Sentimental" oder auch "Godhead") das nötige Rückgrat. Doch die Band zügelt sich nur selten. Das Uptempo behält eindeutig die Oberhand.
Auch wenn man sich nach den zwölf Songs erst mal nach Ruhe sehnt, entsteht zu keiner Sekunde ein Gefühl der Übersättigung. Ganz im Gegenteil, denn Feeder schaffen es zu jeder Zeit ihrem schwindelerregenden Soundgewitter die nötige Prise eingängige Melodien mitzugeben.
Fast möchte man gar Kontakt aufnehmen, um sich demütig zu verneigen und den Jungs nach all den desillusionierenden Jahren der Selbstfindung den Rücken zu stärken. "Renegades" passt von vorne bis hinten. Die knapp 40, zum Bersten gefüllten Minuten laufen ohne Ausfall und verschaffen der Band eine mehr als gelungene neue Identität.
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