laut.de-Kritik

Treibender Rhythmus, punkige Riffs und traditionelle Melodien.

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Seit "Drive Me Mad" veröffentlichen Fiddler's Green fast im Jahrestakt, Live- und Studio-Alben wechseln sich dabei fröhlich ab. Beim Vorgänger "Wall Of Folk" regierte allerdings oft Langeweile, zu beliebig und zu uninspiriert wälzte die Band alte Ideen platt. Die ersten Songs von "Winners & Boozers" gehen in die gleiche Richtung. "A Night In Dublin", "A Bottle A Day" oder "The More The Merrier" hat man exakt so schon gefühlt tausendmal von den Fiddler's gehört. Schneller treibender Rhythmus, punkige E-Gitarren-Riffs und kräftige traditionelle Melodien von Fiddle, Quetsche und Mandoline. Zukünftige Live-Kracher eben.

Mit "Old Dun Cow" kommt dann die erste richtige Überraschung. Das irische Traditional "McIntyre" wird dreckig runtergerotzt, die Melodie leicht abgeändert, der Song wunderbar zerlegt. So stellt man sich eine gelungene Interpretation vor. Sie können es also tatsächlich noch. Die zweite Überraschung kommt aus Osteuropa: "Maria" bedient sich ganz frech bei Gogol Bordello und deren Balkan-Melodien mit Off-Beat-Untermalung. Das steht den Fiddler's erstaunlich gut. Wenn das irische Liedgut mal abgegrast ist, können sie sich auf das osteuropäische stürzen.

In "We Don't Care" fiddelt sich Geiger Tobi bei seinen Soli dermaßen in Rage, dass es fast zu einem Ned-Devine-Moment kommt und die Saiten springen: Eine der besten Stellen der Platte. Bei "Raise Your Hands" und dem schwermütigem "No Lullaby" darf geschunkelt, bei "Into The Sunset" gekuschelt werden. "Bucaneer" holt die Slide-Gitarre aus dem Schrank und flirtet leicht mit Country-Rock und Gospel. "Blacksmith Reel" ist, nun ja ein Reel: Schnell, rockig und kurz.

Im Vergleich zum Vorgänger trauen sich die Erlanger wieder mehr zu als bloßen Speed Folk. Das gelingt meistens gut, "Winners & Boozers" gerät abwechslungs- und spannungsreicher als "Wall Of Folk". 16 Songs sind trotzdem zu viel. "Never Hide", "No More Pawn", "Old Polina" und "Song For The Living" nerven mit langweiligen, abgenutzten oder schlicht doofen Melodien und Ideen.

Schade, denn "Winners & Boozers" hätte ansonsten ein richtig feines Fiddler's Album werden können.

Trackliste

  1. 1. A Night In Dublin
  2. 2. A Bottle A Day
  3. 3. No Lullaby
  4. 4. Old Dun Cow
  5. 5. We Don't Care
  6. 6. Raise Your Hands
  7. 7. The More The Merrier
  8. 8. Buccaneer
  9. 9. Never Hide
  10. 10. Song For The Living
  11. 11. No More Pawn
  12. 12. Maria
  13. 13. Blacksmith Reel
  14. 14. Don't Look Back
  15. 15. Old Polina
  16. 16. Into The Sunset

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