laut.de-Kritik
Für wie dement hält diese Band ihre Fans eigentlich?
Review von Sven KabelitzWeihnachtsalben waren gestern. Pünktlich zum Valentinstag hauen Foreigner eine Kompilation ihrer Schnulzen raus. Mit rotem Herzchen! Großspurig verspricht ein Aufkleber "The first EVER ballads compilation". Ever, ever. Bunkt.
Für wie dement halten Foreigner ihre Fans eigentlich? Reicht es nicht, dass sie seit fünfzehn Jahren fast jedes Jahr eine seelenlose Best Of-Scheibe nach der anderen unters Volk werfen? Was genau mag sich wohl hinter der 1998 erschienenen "The Best of Ballads - I Want to Know What Love Is" verstecken? Das hier soll nun also die erste Sammlung ihrer Schmachtfetzen sein? Niente, sagt die Ente.
Aber Moment mal: "Say You Will"? "Double Vision"? Balladen? Was haben diese Paradebeispiele für AOR-Rock auf einer solchen Ansammlung zu suchen? Damit sie irgendwie ins Konzept passen, sind die Tracks akustisch arrangiert. Aber das Fehlen von Stromgitarren macht aus "Double Vision" noch lange keine Ballade. Bei "Long, Long Way From Home" pfeifen Foreigner dann einfach komplett auf das Konzept und rocken munter los. Irgendwie konsequent.
Nun war Foreigners Blütezeit zwischen 1977 und 1987 nicht arm an Herzschmerz-Nummern. Neben den Rockern "Urgent", "Cold As Ice" und "Hot Blooded" finden sich in dieser Phase Tracks wie "I Don't Want To Live Without You", "That Was Yesterday" oder "Down On Love". Stattdessen greifen sie aber lieber auf acht Songs aus der noch arg überschaubaren Diskografie mit dem Frontmann Kelly Hansen zurück, mit dem bisher "Can't Slow Down", "Acoustique" und ein paar Tracks auf B-Seiten-Niveau für die "Feels Like The First Time"-Box entstanden sind. Ein ausgewogenes Verhältnis sieht anders aus.
Um den Blödsinn auf die Spitze zu treiben, greifen die Lumbeseggel, die sich heute Foreigner nennen, auch noch zum letzten Kniff. Sie spielen die sechs übrig gebliebenen alten Tracks neu ein. Doch anstatt ihnen einen eigenen Touch zu geben, halten sie sich auch noch strikt an die Vorlagen.
So klingen "I Want To Know What Love Is" oder "Waiting For A Girl Like You" wie die Aufnahmen einer mittelmäßigen Foreigner-Tribute-Band. Kein Ton von Lou Gramm, Dennis Elliot oder gar dem ehemaligen King Crimson-Mitglied Ian McDonald soll die neu gefundene Einigkeit stören. Man kann Axl Rose vieles nachsagen, aber auf die sackdämliche Idee "Sweet Child Of Mine" und "Paradise City" für eine Greatest Hits-Platte von seiner neuen Truppe detailgetreu nachspielen zu lassen, kam selbst er bisher zum Glück nicht. Das schafft nur Foreigner-Gitarrist Mick Jones, letzter Überlebender der Originalbesetzung.
Als verzichtbare Beilage findet sich auf der zweiten CD ein für den Radiosender SWR1 aufgenommener Unplugged-Auftritt am schönen Bodensee. Immerhin zeigen sie Geschmack in der Wahl der Ortschaft. Ansonsten spielen sie bis auf wenige Ausnahmen ("Juke Box Hero", "Hot Blooded", "That's All Right") die gleichen Stücke wie auf der ersten CD. Inbrünstig stellt Kelly Hansen unter Beweis, dass er auf ewig eine leidliche Lou Gramm-Kopie ohne eigenes Charisma bleibt.
Selbst hartgesottene Fans können von dieser Abzocke getrost die Finger lassen. Hier findet sich nur verzichtbarer Karaoke-Kuschelrock, den selbst der standhafte Rosenheim-Sommerfestival-Jünger nicht seiner liebsten Hard-Rock-Cafe-Shirt-Trägerin zum Valentinstag schenken mag. Buh!
12 Kommentare mit 44 Antworten
Kabelitz doesn't know what love is.
Finanzierung mit niiiiedrigen Raten, im All-Inclusive-Pakeeeeeeeheeeeeeet....Die Team-Sondermodelläääääääääääh!
http://www.youtube.com/watch?v=Ysil3WNF7tg
o.O
Hätte ich das nur heute früh schon gewusst.
Fans einer Band, die es in ihrem fast vierzigjährigen Bestehen geschafft hat, nur ein einzigen Song zu schreiben, bei dem man nicht gleich kotzen möchte, werden sich angesichts dieser nett präsentierten Kitschbombe der schlechten Laune vor Freude sicher den Geldbeutel zücken.
LüL-Rezi z.v.
Foreigner ist auch nach über 30 jahren eine hervorragende live-band in usa,canada und auch in europa. the best-of platten machen auch viele andere bands. was spricht dagegen ?
nix, es ist nur blödsinn, sie zu rezensieren....
@mad dog:
Kommt drauf an - wenn viel neu eingespieltes Material dabei ist ...
Gruß
Skywise
Wenn ihr ein größeres Rezensions-Output hättet, liebe laut-Redaktion, dann könnte ich es verstehen, dass ihr auch diese ziemlich belanglose Best Of besprecht. Allerdings sind da einige bereits erschienende, weitaus relevantere Alben, die ihr statt diesem hättet endlich rezensieren sollen. Ich rede da von der neuen Alcest oder von Grand Magus oder irgendeinem x-beliebigen Werk, auf welches andere User dieser Seite eventuell warten.
Die müssen doch auf ihre Exemplare warten. Nur was das Label schickt, wird auch rezensiert.
Soweit ich weiß, biedern sich die Labels und Agenturen doch förmlich an, schon alleine wenn es sich um eine der größten deutschen Seiten handelt und nicht einen Blog einer Privatband. Aber die Best Of einer AOR Band erzeugt wohl mehr Klicks als ein eher unbekanntes Album. Naja........
Privatband.... Ich meinte Privatperson. Sorry.
Der Kabelitz wollte sich halt den Frust von der Seele schreiben. Muss ja auch mal erlaubt sein.
Na ja, von Russian Circles wurde auch nur das 3. von 5 Alben rezensiert. Da vermisste ich schon was... aber die haben auch keinen europäischen vertrieb soweit ich weiß. Da kann man dann leider lange warten.
Hi Jana,
ich Grunde gilt das, was Jenzo gesagt hat.
Ich habe mal in die beiden Platten reingehört, die du vorschlägst. Grand Magus läuft mir gar nicht rein, aber Alcest gefällt mir beim ersten Durchlauf recht gut. Ich schau mal, ob die schon jemand macht oder ob ich sie zwischenschieben kann.
Zu deinem Kommentar "Der Kabelitz hat anscheinend eine Aversion gegen Alt-Herren-Bands" bei Marillion. Wenn mir die Musik gefällt, habe ich gar nichts gegen diese Künstler. Schau:
http://www.laut.de/Fish/Alben/A-Feast-Of-C…
ja, der Kabelitz steht eigentlich total auf ältere Herren.
Arschkopf
die grand magus rezi ist schon ferig und geht in bälde online.
Oh, okay. Das mit Fish habe ich übersehen. Na gut.
das kürzel 'AOR' ist wohl als entscheidungshilfe der us-amerikanischen musikindustrie für die dortigen unentschlossenen gedacht.
vergleichbar mit dem berühmten hinweis, pudel zum trocknen der locken nicht in die mikrowelle zu setzen.
Die verwendung von AOR ist meiner ansicht nach mehr als peinlich.
http://www.laut.de/Grand-Magus/Alben/Trium…
Was lernen wir daraus?! Cordas kriegt die Sahnestücke, Kabelitz den Rest.
No offense...!
och der Kabelitz kriegt genug Sahne
vorzugsweise von älteren Herren.
Caffi wieder in Hochform.
hey Jana, wie wär es mit einem neuen profilbild, unter dem motto "jana poppt"?
cafi - muss das unbedingt sein ?
Och neee... Jetzt ist es offiziell... Harry ist ein laut-Klon.
Ein Hitlerbild. Wie provokant.
Ist das jetzt eigentlich 'ne Parodie auf Troll- und Fake-Accounts oder soll das wirklich irgendwen provozieren?
Diese fake-accounts und klone nerven irgendwie nur noch.
genau. Seid mal ein wenig innovativ. Anders als ich. Innovativ eben.
zur erinnerung: heute ist nicht!: montag,scheisstag !
larry_a: dein beitrag ist ungültig, erst bei der rezession anmelden.
zur inn(f)o-vation: harry quarterback entstammt mütterlicherseits aus dem nördlichen ostwestfalen.
daher seine undeutliche aussprache.
Und hinter dem Ganzen steckt wohl sogar noch Harry persönlich, der war ja heute den Tag über bezeichnenderweise nicht da.
Meine Güte, allmählich wird der selbst mir unsympathisch.
Da steckt ganz klar der harry dahinter. Oh man wie mir dieser knilch auf die nerven geht.
Foreigner hat jede Menge gute Songs. Was diese unendliche, sinnlose Best-of-Schwemme soll versteh´ ich allerdings auch nicht... Live sind die immernoch ziemlich gut....