laut.de-Kritik
Zwischen Barock und Moderne.
Review von Artur SchulzFrancesco Tristano verzichtet auf vordergründige Eingängigkeit, wie sie z. B. Vanessa Mae, Nigel Kennedy und David Garrett oftmals vorführten. Die interpretierten Musiker und ihre Arbeiten stehen im Vordergrund. Dieser ehrliche Respekt des Pianisten/Komponisten Tristano bekommt Johann Sebastian Bachs und John Cages Werken vorzüglich, zumal er sich auch nicht sklavisch auf bloße Reproduktion konzentriert.
Das "Tristano Introit" präsentiert den Luxemburger mit einer eigenen Komposition, die sich vorzüglich ins Konzept des Albums fügt: für in Kopf und Herz explodierende Gefühle. Für große Momente genügen die schlichten Tasten eines Klaviers - und mit ihm meisterlich inszenierte Ton-Abfolgen zwischen Vergangenheit und Neuzeit. Hollywood-Piano hat auf "BachCage" keine Chance.
Tristano transferiert Bachs Klassik nicht in neuzeitliche Photonentorpedos. Er weiß, dass eine mittelalterliche Kanone ausreicht für den großen Knall. Besonders, wenn sie mit dem rechten Schießpulver bestückt ist.
In Tristanos Händen gelingen die Bach-Interpretationen virtuos und und frei vom Muff der Jahrhunderte. Cages "In A Landscape" berührt dank selbstbewusst ausgeführter Piano-Partitur, und wirkt wie die musikalische Umsetzung eines in sanften Farben gehaltenen Landschafts-Gemäldes. "The Seasons" arbeitet mit dissonanten Elementen, die aber nie zum Selbstzweck geraten.
Das Album lebt - und überzeugt - durch das Konzept der Gegenüberstellung zweier konträrer Komponisten. Auf der einen Seite der barocke Altmeister, auf der anderen ein Happening-Künstler und Improvisations-Musiker. Dennoch hinterlässt "BachCage" bei aller Vielfältigkeit einen runden und in sich stimmigen Gesamteindruck.
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