laut.de-Kritik

Ein tierischer Spaß aus Electro-Punk und Indie-Pop.

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Im kommenden Jahr feiern Frittenbude ihr zehnjähriges Bandjubiläum. Wird es eine Parade geben? Wenn ja, dann werden wohl diverse tierische Begleiter Spalier stehen. Als da wären: Nachtigallen, Katzen und Delfine. Wahrscheinlich gesellt sich auch noch eine "Army Of Küken" und ein geheimnisvolles Lama hinzu, wenn die Exil-Bajuwaren Johannes Rögner, Martin Steer und Jakob Häglsperger auf einem bunt geschmückten Festwagen durch die Berliner Innenstadt tuckern.

Kurzer Rückblick: Eigentlich wollten die drei Herren vom Grill einfach nur ne geile Zeit haben. Aus dem konservativen Bayern ab in die weltoffene Hauptstadt: Mit reichlich kreativem Input und gesellschaftskritischen Sticheleien im Handgepäck sollte in Berlin die Nacht zum Tage gemacht werden. Hat super geklappt. Der Untergrund bebte und die Frittenbude hatte bald mehr Stammkundschaft als alle Berliner Eckkneipen zusammen. Der Keller war bald voll. Jetzt ging es raus auf die großen Bühnen, und ehe man sich versah stand man im Mai 2012 im Kreuzfeuer der Mainstream-Gegnerschaft. Das einstige Party-Projekt hatte ein Eigenleben entwickelt, das nach mehr gierte. Zeit für eine Pause. Der Motor musste gedrosselt werden.

Drei Jahre später öffnet die Frittenbude dieser Tage wieder ihre Pforten. Der Rave wummert immer noch mit knarzenden Bässen. Aber alles wirkt und klingt irgendwie subtiler und reifer. Nach stoisch Stampfendem ("Army Of Küken") lässt die erste Überraschung nicht lange auf sich warten. "Die Möglichkeit Eines Lamas" beeindruckt mit luftig lockeren Indie-Vibes. Neben eingestreuten Gitarren sorgt vor allem handgemachtes Drumming für eine ungewohnt organische Note.

Knapp sieben Minuten später folgt der nächste Ohrwurm aus dem Hinterhof. Gemeinsam mit Tocotronic-Chef Dirk von Lowtzow erinnern Frittenbude an die Hochzeiten der NDW. Ein monotoner Beat, nicht enden wollende Synthie-Hüpfer und ein Mix aus Gesang und Gerede: Vor dreißig Jahren hätte man mit "Was Am Ende Bleibt" durchaus die Spitzenposition der nationalen Single-Charts anvisieren können.

"So Da Wie Noch Nie" ist ähnlich aufgebaut, in melancholische Tiefen abgetaucht versucht sich der Dreier an einer Symbiose aus 80s-Pop und flirrenden Sounds aus dem Indieclub. Nur mit den Melodien hapert es ein wenig. Aber das stört nur am Rande.

Zwischen sentimentalen Neuerungen knallt die Band ihren Anhängern aber auch immer wieder Altbewährtes vor den Latz. So sprudeln Songs wie "Stürzende Helden", "Endlich Unendlich" und der Party-Eckpfeiler des Albums "Rave Ist Kein Hobby" nur so über vor alles zermarternden Bässen, Effekten aus der Retorte und Sprechgesangsübungen aus der Electro-Punk-Kabine.

Frittenbude läuten ihr zweites Bandjahrzehnt mit Facettenreichtum und dem Mut zur musikalischen Metamorphose ein. Diese Entwicklung wird dem einen oder anderen eingefleischten Fan der ersten Stunde zwar einige Schweißperlen abverlangen. Aber am Ende werden alle mit einstimmen, wenn das Trio Fäuste ballend vor dem Grabe des King Of Pop niederkniet. Der hatte schließlich Recht. Womit? Na ... "Wir sind nicht allein. Wir sind nicht allein. Wir sind nicht allein ..."

Trackliste

  1. 1. Army Of Küken
  2. 2. Die Möglichkeit eines Lamas
  3. 3. Stürzende Helden
  4. 4. Endlich Unendlich
  5. 5. Was Am Ende Bleibt
  6. 6. So Da Wie Noch Nie
  7. 7. Schlachtfeld Der Schande
  8. 8. Padme
  9. 9. Alles Wird Staub
  10. 10. Ostsee, California
  11. 11. The Striz
  12. 12. Rave Ist Kein Hobby
  13. 13. Michael Jackson Hatte Recht

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