laut.de-Kritik

Als würden Mars Volta die Strokes covern.

Review von

Die Jungs von Funeral Party bekamen in L.A. schon öfter was auf ihre schnurbärtigen Visagen. Im suburbanen Los Angeles war Musikgeschmack immer schon Streitgrund, so flogen zwischen der übriggebliebenen Cure-Emojugend, den Glamrockern mit Lederhosen und Make-up und dem Westküsten-Hardcorevolk hier und da die Fäuste. Mittendrin die vier Freunde der Funeral Party, die in ihrer Musik alles widerspiegeln, womit sie sich als Teenager geprügelt haben.

Sehr energiereich und immer knapp an der Grenze zum Durchdrehen kickstarten die Kalifornierer ihr Debüt, das von Mars Volta-Engineer Lars Stalfors produziert wurde. Mit Cowbell und frenetischem Gitarrengeschrammel festigen sie gleich einmal ihren Standpunkt, dessen Four on the Floor-Bassdrum mit gelegentlichen Timbales-Feuersalven in die tanzbereiten Gliedmaßen fährt.

Indie-Discopunk würden Schubladenschreiner fachmännisch verlauten. Der Rest schreit gerade lauthals die Refrains mit und kann gerade nicht ans Stilpolizeitelefon kommen.

So legt der ungemein frische und rasante Opener "New York City Moves To The Sound Of L.A." ordentlich was vor, denn er findet die perfekte Mischung aus Eingängigkeit und Gitarrenwänden. Auch die nächsten Singles "Finale" und "Just Because" sind aus gutem Grund solche, die Hooks bleiben noch Tage im Ohr, die Rhythmustruppe bleibt auch in galoppierendem Tempo sattelfest. Sänger Chad Elliott malträtiert in höchsten Höhen seine Stimmbänder und die zappeligen Grooves klingen nach gemeinschaftlichem Ausrasten. Riot Music!

Schalten sie bei der Intensität einen Gang zurück, sind plötzlich die Strokes an der Westküste präsent ("Where Did It Go Wrong", "Postcards Of Persuasion"). Hier hat man Zeit zum Hinhören, kommt zu Atem und leider auch zur Einsicht, dass mit niedriger Verrücktheitsstufe auch die Ideen ausgehen.

Denn die Begräbnis-Feierer bleiben in fast jedem Song bei ihrer Leiste, und die ist in erster Linie die hämmernde Viertel-Bassdrum im Uptempo. Das geht die ersten paar Mal in Ordnung, fällt auch gar nicht auf. Nach dem beendeten Ausdruckstanz zur Albumhälfte wird es aber zusehends schwerer, dem Sound von Funeral Party noch neue Facetten abzugewinnen, denn musikalisch ist lange schon alles gesagt.

Und hier liegt der Hund im Hinterhof der Band-Kommune in East L.A. begraben. Die Power von Songs wie "New York …", "Just Because" und "Finale", deren frische Lebenslust, Haudrauf-Energie und catchy Refrains sie ins Hörer-Herz katapultieren, kann vom restlichen Album kaum weitergetragen werden.

Quasi als rettender Anker kommt gegen Ende noch "Relics To Ruins" vorbei, dessen relaxter Groove dem Quartett exzellent steht und die dringend benötigte Abwechslung bringt, wenn auch fast zu kurz vor Schluss. Und so stehen sich Funeral Party am Ende mit ihren starken Songs selbst im Weg.

Trackliste

  1. 1. New York City Moves to the Sound of L.A.
  2. 2. Car Wars
  3. 3. Finale
  4. 4. Where Did It Go Wrong
  5. 5. Just Because
  6. 6. Postcards Of Persuasion
  7. 7. Giant
  8. 8. City in Silhouettes
  9. 9. Youth & Poverty
  10. 10. Relics To Ruins
  11. 11. The Golden Age Of Knowhere

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