laut.de-Kritik

Raus aus der Schublade!

Review von

"Dis is funk, reggae, soul - a new generation", erklärt Sänger Fabio Battista im Vorübergehen den Bandnamen. Hätten sich die Herren statt Furasoul Resofunk getauft, es träfe den Kern der Sache besser. Zumindest auf diesem, ihrem zweiten Album nehmen die Reggae-Anteile doch den größten Raum ein - und sollten demnach vorne stehen. Der Soul schwebt eher wie ein nur gelegentlich eingelöstes Versprechen im Hintergrund. Funk findet sich höchstens in homöopathischen Dosen.

Geradezu klassisch aufgebaut erscheinen Reggae-Tunes wie "Murderer" oder "Never" - letzteres zudem mit der obligatorischen Kritik am babylonischen System: "Never wanna join the system, never will become a part of it. ... It's time to quit." Vielleicht hätte man sich doch um ein paar neue Bilder bemühen müssen.

Inhaltlich viel spannender wirkt da schon, wenn Furasoul, statt zweifellos herrschende, aber schon zu oft beklagte allgemeine Missstände anzuprangern, persönliche Erlebnisse schildern. In "So Unfair", das Einblicke in eine infolge der Trennung der Eltern traumatisierte Kinderseele gestattet, klappt das. An anderer Stelle heißt es dafür wieder stereotyp: "I fight for my rights like a soldier." Das dürfte in Biberach keine allzu gefährliche Mission darstellen.

Nee. Ganz neu erscheint, was die "new generation" zusammenrührt, nicht. Da Furasoul die teils elend ausgelatschten Pfade aber mit handwerklichem Geschick und hörbarem Feuer im Herzen beschreiten, birgt "Nothing Can Stop A Good Idea" dennoch überaus angenehme Hörerlebnisse. Insbesondere Patrick Walter am Bass erledigt einen Höllenjob und würzt jede einzelne Nummer mit einer Extraportion Groove.

Wirklich spannend tönt, wenn Furasoul den Genre-Mix, den der Bandname verheißt, vollziehen. Wenn sich etwa in "Beggin' Please" dem arschcoolen Bass fast genau so coole Bläser und eine quakende Wah-Wah-Gitarre beigesellen oder der "Butterfly" in fast schon rockige Gefilde trudelt. "Free Your Mind" macht seinem Titel ebenfalls alle Ehre: Ihrer Forderung nach dem Ausbruch aus dem Hamsterrad verleihen Furasoul mit einem unerwarteten musikalischen Ausbruch aus den zuvor geschürten Erwartungen Nachdruck. Angemessen dunkel setzen sie zudem "Addiction" in Szene.

Zarte Balladen finden sich dagegen in "You Make Me Strong" oder dem hübsch im Dreivierteltakt tänzelnden "Broken". "Bring me back to smile", fleht Battista da. "Just for a while." Für die Dauer eines Songs: schon geschehen. Für den nächsten Track schaut zudem Jahcoustix vorbei, ein solcher Sonnenschein, dass man auch strapazierte Forderungen wie "Get up, move on" kaum rügen will.

"Said & Done" verquickt zum Abschluss filigrane Singer/Songwriter-Momente mit opulenten, schwelgerischen Passagen. Siehe: Wo immer Furasoul tatsächlich einen Ausbruch aus Genre-Klischees, den Klimmzug von einer Schublade in die nächste und weiter in die übernächste wagen, da sprießt er, ihr besonderer, ganz eigener Charme.

Trackliste

  1. 1. Judge Me
  2. 2. Never
  3. 3. Lose Control
  4. 4. Why
  5. 5. You Make Me Strong
  6. 6. So Unfair
  7. 7. Beggin' Please
  8. 8. Broken
  9. 9. Blinding Of Humans feat. Jahcoustix
  10. 10. Nightmare
  11. 11. Murderer
  12. 12. Emotions
  13. 13. Free Your Mind
  14. 14. Butterfly
  15. 15. Addiction
  16. 16. Said & Done

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