laut.de-Kritik
Fury wollen nicht dem Veränderungszwang unterliegen. Also tun sie es auch nicht.
Review von Nela PavlovicDass Fury In The Slaughterhouse nicht mehr die Jüngsten sind, merkt man daran, dass die Alben nicht mehr jährlich, sondern zweijährlich in die Regale kommen. Das mag daran liegen, dass sie länger brauchen, um kreativ auszubrechen, oder auch daran, dass sie weiser sind und die Songs länger durchdenken, bevor sie definitiv festgenagelt werden. Die Musik ist wie immer. In Hannover nix Neues. Auch Furys Keyboarder sagte einmal: "Über Musik reden, ist wie zu Architektur zu tanzen". Da kein Normalo zu Architektur tanzt, scheint es an dieser Stelle überflüssig, über die Musik von Furys neuem Album zu reden. Und trotzdem wird jetzt geredet!
Zunächst sieht es so aus, als ob die Platte aus 13 Songs bestünde. So steht es im Booklet und so kommt es aus der Anlage. Tja, kleines Späßchen, denn der letzte Song hört auf und das Ende ist erreicht, doch die Zeit läuft noch. Stille. Dann ein kurzes Gespräch darüber, ob "Fly Sadness Fly" direkt oder indirekt als Ghost-Track an die vorangegangenen 13 anschließen soll. "Musik ist nicht zum Finden da", doch kann der Bonus-Track nur dann gefunden werden, wenn er gesucht wird, und zwar hinter dem offiziellen Ende. Etwas muss ja neu sein.
Insgesamt ist das Album typisch Fury - ist zwar ein Standardspruch, aber so ist es eben - Fury sind Rocker und wollen Musik machen, die sie mögen, ohne dem Veränderungszwang zu unterliegen, dem sich ihrer Meinung nach viele Musiker unterziehen, weil es von ihnen erwartet wird und nicht, weil sie sich selbst verändern möchten. Obwohl sich Bands, mit denen Fury verglichen wurden, verändert haben, bleiben Fury ihren Fans treu. Die meisten Tracks bestehen aus klugen Texten und melodischem Gitarren-Rock, mal langsamer, mal schneller. Dennoch sind zarte seidenpapierdünne Versuche, etwas Besonderes und Ungewöhnliches zu zeigen, mit der Lupe erkennbar.
"Angels & Saints" soll eine Anspielung an den 11. September sein (irgendwie versucht gerade jeder eine Anspielung an besagtes Datum in einem Song unterzubringen) und wird von den jedem Schulkind bekannten Worten Martin Luther Kings eingeleitet. "Midnight Rider" ist ein Cover der nicht allzu bekannten Almann Brothers aus dem Jahre 1970. Ganz neu: das ist Reggae! "Shape Of Things To Come" ist auch ein Cover von The Head Boys aus dem Jahre '80, die vermutlich niemand mehr kennt. Innovativ auch die A-ha-Ähnlichkeit in "Falling Apart" und die sanft-zärtlich-melodischen Saitentakte, die von Gitarren übernommen werden. Dann der Bonus-Track, der Song des Albums: schöne Gitarren-Melodien und romantische Violinenarien, die den Rock mal Pop sein lassen. Auch nicht eingefleischte Fury-Fans spricht dieses Album an.
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