laut.de-Kritik

Power Metal mit möglichst vielen NWOBHM-Zitaten.

Review von

Kai Hansen war für die musikalische Sozialisation des hier kritzelnden Schreibers nicht ganz unwichtig. Hätte damals nicht "Dr. Stein" von Hansens Ex-Formation Helloween einen Chartserfolg erzielt, um daraufhin in der Musiksendung "Formel Eins" gespielt zu werden ... wer weiß. Vielleicht schriebe besagter Rezensent heute nicht über laute Gitarrenmusik, sondern über Pharrell Williams. Das Schicksal wollte es anders. Bevor es jemand anmerkt: "Dr. Stein" stammt gar nicht aus der Feder Hansens. Aber wer wollte angesichts solcher Enthüllungen kleinlich sein?

Der gute Kai veröffentlicht dieses Jahr tatsächlich schon die elfte Scheibe unter dem Gamma Ray-Banner. Kinder, wie die Zeit vergeht. Auf "Empire Of The Undead" kredenzen die Hamburger elf neue Stücke, die sich unverkennbar wie Gamma Ray anhören. Stoßrichtung: Power Metal mit ein paar Einflüssen aus anderen Genres. Die angekündigten Thrash-Elemente muss man allerdings mit der Lupe suchen.

Los geht es mit "Avalon", einer typischen Gamma-Ray-Nummer mit Überlänge: ruhige Strophen, hymnischer Refrain, dann schnellere Teile und Doppel-Gitarren im Stile der eisernen Jungfrauen. Überhaupt stellt sich die Frage: Haben sich die Hamburger wohl als Ziel gesetzt, möglichst viele NWOBHM-Zitate auf einem einzigen Album unterzubringen? Die ikonischen Riffs und Rhythmen von Iron Maiden und Judas Priest fliegen einem nur so um die Ohren.

Futter für die kommenden Live-Konzerte folgt sogleich: "Hellbent" dürfte dafür sorgen, dass etliche Fäuste in die Luft gereckt werden. Diese Nummern, auch "Master Of Confusion", bekommt Hansen immer noch am besten hin. "Pale Rider" schlägt eine etwas konventionellere Richtung ein. "Born To Fly" von Gitarrist Henjo Richter zeigt einmal mehr, welche Probleme sich gerne im Power Metal auftun: gute Strophen, schwache Refrains mit Kinderliedermelodien.

Dass Hansen nicht mehr alles alleine macht, ist keine Neuigkeit mehr. Auch auf diesem Album steuern die anderen Bandmitglieder Kompositionen bei. Im Falle von "Time Of Deliverance" hätte man darauf gerne verzichtet. Wie geschmacksverwirrt muss man sein, um so ein Stück zu schreiben? Worte wie "kitschig" und "klebrig" geben die Atmosphäre nicht ansatzweise wider. Auch der Anschlusssong "Demonseed" schwächelt. Beide Nummern stammen von Bassist Dirk Schlächter.

So bleibt "Empire Of The Undead" am Schluss nur eine weitere Gamma Ray-Platte mit einigen Hits (das noch nicht genannte "I Will Return" gehört auch dazu), einigen Durchhängern und einem richtig miserablen Song.

Trackliste

  1. 1. Avalon
  2. 2. Hellbent
  3. 3. Pale Rider
  4. 4. Born To Fly
  5. 5. Master Of Confusion
  6. 6. Empire Of The Undead
  7. 7. Time For Deliverance
  8. 8. Demonseed
  9. 9. Seven
  10. 10. I Will Return
  11. 11. Built A World

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4 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    „Pale Rider“ erinnert mich irgendwie an Majesty, was absolut kein Lob sein soll. „Time of Deliverance“ is ein schwaches Lied, „Demonseed“ hingegen find ich gar nicht mal so schlecht. Insgesamt durchwachsene Platte, trotzdem die guten Songs sind gut, die schlechten sind nicht unhörbar. 3,5 Punkte.

  • Vor 10 Jahren

    von denen braucht man auch nur "Land of the Free", oder?

    • Vor 10 Jahren

      echt? scheiße, dann hab ich ja die falsche.
      ich hab nur heading for tomorrow, das erklärt dann allerdings warum ich sie nicht wirklich brauch :D

    • Vor 10 Jahren

      Verdammt... ich hab nur die POWERPLANT!

    • Vor 9 Jahren

      Ich hab alles von denen. Eigentlich brauche ich ja nur die CDs mit Kai Hansen und die "Heading for Tomorrow" anzuhören, die Alben dazwischen sind auch nicht so schlecht, können nicht den Stand halten. Ich finde aber die "Empire" am geilsten. "Avalon" ist einfach Stück Musik. Also mal ein beispiel daran nehmen.

  • Vor 10 Jahren

    Wo bleibt die Steel Panther Rezi?

  • Vor 9 Jahren

    "Avalon" erinnert mich an viele verschiedene Bands (Iron Maiden, Tad Morose...), aber dieser Longtrack hat es voll in sich. "Born To Fly" erinnert mich hingegen an Bloodbound - gerade in Sachen Melodien -und "Empire Of The Undead" an Metallicas "Hit The Lights" im Intro. Mit den beiden Folgetracks "Time For Deliverance" und "Demonseed" wird es etwas schwächer, was aber in dem Falle immer noch (sehr) gut heißt. "Pale Rider" drücke ich manchmal weiter weil der mir nicht sonderlich zu überzeugen weiß und nur selten gefällt. "Built A World" ist ein geiler Bonus Track geworden. Die Platte ist super und ihr Geld wert, vor allem da ich die Ltd. besitze, die bis zur letzten Sekunde vollgepackt wurde, weil diese noch 3 Live Tracks enthält.