laut.de-Kritik
Traditionals für Kopf und Beine.
Review von Daniel StraubMit seinem aktuellen Album "The Spirit Of Klezmer" wendet sich der weltbekannte Klarinettist Giora Feidman einmal mehr seinen jüdischen Wurzeln zu. Neben Traditionals interpretiert er aber auch Stücke seiner Frau Ora Bat Chaim, des Klarinettisten Helmut Eisel und verschiedener anderer zeitgenössischer Komponisten. Unterstützung holt sich Feidman für sein neuestes Unterfangen von einer achtköpfigen Band, die "The Spirit Of Klezmer" zu einem lebhaften musikalischen Dokument machen.
Zwar ist das Klezmer-Erbe bei Feidman immer präsent, in den vergangenen Jahren widmete er sich jedoch stärker anderen Einflüssen. Mal standen die Kompositionen seiner Frau Ora Bat Chaim im Vordergrund, mal interpretierte er, begleitet von einem ganzen Orchester, Mozart auf der Klarinette. Dagegen wirkt sein aktuelles Album beinahe ein bisschen unterambitioniert: Solist und Band erwecken alte Traditionals wieder zum Leben und streuen einige neue Kompositionen ein.
Das ist jedoch nur auf den ersten Blick so. Denn die feinfühlige und facettenreiche Art und Weise, mit der Feidman sein Instrument bedient, ist einmal mehr beeindruckend. Mit charmanter Leichtigkeit wechselt er die Klangfarben, stellt sich, wenn es die Komposition erfordert, als Solist ganz ins Zentrum des Bandgefüges.
Gleichzeitig räumt er aber auch den anderen Musikern einen Platz in der ersten Reihe ein. Wie bei "The Happy Nigun", das gerade dank der intensiven Interaktion der Musiker zu den stärksten Stücken auf "The Spirit Of Klezmer" gehört.
Von Beginn die Beine weit stärker ansprechend als den Kopf, finden sich unter den 15 Stücken aber auch einige Kompositionen, die eine beinahe meditative Ruhe ausstrahlen. "Ki Ram Kvodo" mit seiner minimalistischen Instrumentierung und "Prayer Dance", das archaische Phantasien wachruft, sind hier zu nennen. Lebensfreude und Melancholie sind die beiden großen Gefühle, zwischen denen "The Spirit Of Kleszmer" gekonnt oszilliert.
In den kommenden Monaten ist Feidman auf ausgedehnter Konzertreise. Die Besetzung wechselt dabei. Mal spielen ganze Orchester an seiner Seite, mal geht er mit Matthias Eisenberg, Organist und Experte für Kirchenmusik, auf Städtetournee. Eine gute Gelegenheit, sich einmal mehr von der Wandlungsfähigkeit von Giora Feidman und seinem breit angelegten musikalischen Talent begeistern zu lassen.
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