laut.de-Kritik

Soundtrack der Isolation und Einsamkeit.

Review von

Seit fast 20 Jahren sind die beiden irischen Brüder Niels und Torsten Kinsella mit ihrer Band God Is An Astronaut in Sachen instrumentaler Rockmusik unterwegs. Auf die Postrocker von der grünen Insel war und ist stets Verlass, sie liefern beständig ab: Das neue Werk "Ghost Tapes #10" ist bereits das zehnte Studioalbum der Astronauten. Von der Band kam einst die Aussage, jedes Album sei eine "akustische Momentaufnahme der Zeit, in der wir gerade leben". Demnach kann "Ghost Tapes #10" passend zur Corona-Pandemie als Soundtrack der Isolation und Einsamkeit angesehen werden.

Schon der Vorgänger "Epitaph" (2018) baute melancholische Klangwelten auf, mit denen die Kinsella-Brüder die Trauer um ihren verstorbenen Cousin vertonten. Auf der neuen musikalischen Reise taucht der Hörer – am besten mit Kopfhörern auf den Ohren – in unendliche meditative Atmosphären ein, die dieses mal aber mehr Biss und Heaviness bereithalten.

Sanften Pianoklängen von Keyboarder Jamie Dean und virtuosen Drum-Figuren von Lloyd Hanney stehen bedrohliche Momente entgegen wie im furiosen Opener "Adrift", "In Flux" und "Spectres", das durch die Gitarren sogar Momente aus dem Post-Blackmetal transportiert. Auf "Burial" reißt die Band plötzlich die Verstärker auf: Ein Kontrast zu den verträumten Klavierklängen.

Auf "Ghost Tapes #10" geht es dynamischer und abwechslungsreicher zu als auf "Epitaph". Einsame Pianos und Ambient-Sounds dienen nicht als andauernder Atmosphäre-Erzeuger, sondern lediglich als pointiert gesetzte Einsprengsler. Teile des Albums könnten gut als Soundtracks für Videos herhalten. God Is An Astronaut sind aber immer noch eine Rockband, vergleichbar mit Gruppen wie Russian Circles oder Pelican. Diese schaffen es aber nicht, einen gegensätzlichen Ambient-Metalsound zu kreieren wie die Iren.

Die Gefahr, sich im künstlerischen Schaffensdrang selbst zu verlieren, ist bei Instrumental-Bands wie God Is An Astronaut groß. Der Hörer gerät durch die verschlungenen Klanglandschaften leicht in eine musikalische Dauerschleife, aus der er derart hypnotisiert nur schwer wieder herausfindet. Rockmusik sollte, meinem Verständnis nach, den Körper in Bewegung setzen und nicht der Soundtrack für das nächste autogene Training sein.

Trackliste

  1. 1. Adrift
  2. 2. Burial
  3. 3. In Flux
  4. 4. Spectres
  5. 5. Fade
  6. 6. Barren Trees
  7. 7. Luminous Waves

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LAUT.DE-PORTRÄT God Is An Astronaut

Ein wahrlich opulenter Bandname – klingt irgendwie allumfassend und ungemein flexibel zugleich. Seit 2002 steuern die irischen Brüder Torsten Kinsella …

2 Kommentare

  • Vor 3 Jahren

    lasst das nächste mal bitte jemanden vom fach mit einem ansatz von interesse an so eine band. wenn man von einer band eine introvertierte, elegische musik in zeiten wie diesen hätte erwarten können, dann von god is an astronaut - stattdessen kommen sie mit solch einem brett um die ecke. das ist doch das fucking gegenteil von "autogenem training". wenn man sich weder mit dem künstler noch der musikrichtung ansatzweise auskennt oder gar sich zumindest damit befassen möchte, bemüht man eben plattitüden wie "unendliche meditative Atmosphären" - gut, der rezensiert empfindet diese musik halt nicht. ich höre sie seit 15 jahren. sein "rock" erschöpft sich vermutlich in in happy-hippo-hüpfereien der nächstgelegenen studi-kneipe mit gelegentlichen abstechern zur kaffee-bar, zu der man im flow den körper "in bewegung setzt". ganz ehrlich, post-rock wie der von GiiA versetzte mich mehr in bewegung als es eine deiner woke indie-rock-kapellen in nem abstürzenden flugzeug je könnten. ich säße headbangend da, während ich sinnierte: was für ein großartiges album, nachdem ich nach "epitaph" tatsächlich etwas befürchtet hatte, GiiA hätten ihr gespür für leidenschaftlich nach vorne peitschende, dennoch meditative musik verloren haben. wo will der herr denn da bitte post-black-metal-anleihen entdeckt haben? wie der spürhund, der drogen finden soll, aber einfach keine findet. also kläfft er bei iwas milde vergleichbarem. God Is An Astronaut seien aber aber immer noch eine Rockband, "vergleichbar mit Gruppen wie Russian Circles oder Pelican. Diese schaffen es aber nicht, einen gegensätzlichen Ambient-Metalsound zu kreieren wie die Iren." jesus fucking christ, hat der kerl jemals eine scheibe von russian circles von vorne bis hinten gehört? eure bürogebäude würden in seiner imagination in gleißendem feuer verbrennen - hätte er interessiert hingehört. pelican bauen keine atmosphäre auf, alter, sie räumen euren schutt mit ihrer atmosphäre weg, fuck u. der autor dieser rezension ist entweder eurer willfähriges werkzeug, euch scheissegal und/oder ein versuchskaninchen, das lernen soll, sich an einer rezension zu üben bzw. die finger zu verbrennen, die scheinbar eh niemanden interessiert. von wegen. laut.de läuft "Gefahr, sich im künstlerischen Schaffensdrang selbst zu verlieren".