laut.de-Kritik
Pop(-punk) ohne große Melodien ist vor allem langweilig.
Review vonWeniger ein eigenes goldenes Händchen für Melodien als vielmehr intensives Touren und ein eher maues NDW-Remake von Nenas unkaputtbaren "99 Luftballons" hat Goldfinger im letzten Jahr hierzulande zu Popularität verholfen. Mit "Open Your Eyes" folgt nun die Bewährungsprobe im Haifischbecken Popmusik: Können Goldfinger auch ohne Coverversionen auf dem kleinen Erfolg aufbauen oder ist die Erfolgsstory schon wieder vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat?
Wenn es nach Goldfinger ginge, würden sie sich sicher gerne eine goldene Nase verdienen und auch die Plattenfirma hätte gegen einen Goldesel im eigenen Stall nichts einzuwenden. Also flink alle Zeichen auf Sturm gestellt: Der deutschen Enhanced-Version wird nicht nur der alte Hit "99 Red Balloons" als Bonustrack spendiert, sondern auch "Spokesman" in einer "Germish Version" angehängt, die sich vom Original lediglich darin unterscheidet, dass die zweite Strophe in Deutsch gesungen wird. Und da Erfolg und Kanten nur schwer zu vereinbaren sind, wurde für die Produktion noch mal der Weichspüler ausgepackt und nach dem Vollwaschgang noch mal alles gründlich blank poliert.
Doch nicht nur der Zeitgeist nimmt Einfluss auf Goldfinger, auch die Zeit selbst hinterlässt ihre Spuren: Die Musiker sind nach eigenem Befinden reifer geworden. Weniger Songs über Beziehungen wollen sie schreiben und sich mehr ernsteren Themen wie dem Tierschutz zuwenden. Einhergehend mit dieser textlichen Reife drosseln sie auf "Open Your Eyes" das Tempo und liefern Poppunk mit großem Hang zum Pop ab; in Form von "January" hat sich sogar eine Ballade auf den Silberling geschlichen.
Egal ob es jetzt an der Reife oder an der übermäßigen Orientierung am Mainstream liegt: Goldfinger lassen mich reichlich kalt! Die Refrains erinnern nicht selten frappierend an Blink 182, ohne auch nur ansatzweise an deren Hitcharakter heran zu reichen. Und Pop(-punk) ohne große Melodien ist vor allem eines: Verdammt langweilig! Die Miene des jungen Mannes auf dem Cover könnte passender nicht sein. Was sagte John Feldmann noch gleich im Labelinfo: "Ich will einfach eine Platte aufnehmen und sie immer und immer wieder hören." Daran ist bisher noch kein Musiker gescheitert...
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