laut.de-Kritik

Die singende Alison ist nicht von dieser Welt ...

Review von

Alison Goldfrapp und Will Gregory haben sich innerhalb kürzester Zeit in die erste Liga der internationalen Soundtüftler empor gearbeitet. Mit "Felt Mountain" und "Black Cherry" unterbreiten zwei sehr unterschiedliche Alben die enorme Stilvielfalt des Duos. Von verträumt-melancholischen Cinemascope Arrangements bis zu hormongeschwängerten angesexten Club-Hämmern reicht die Palette der Engländer, ohne jedoch bemüht trendy klingen zu wollen. Coldfrapp klingen wie Goldfrapp. Nicht aufgesetzt, im Gegenteil, originell und emotional, egal in welche Richtung sich ihr Sound bewegt.

Das "Strict Machine"-Songzitat "Wonderful Electric" trifft es deshalb ziemlich gut. Elektrisch ja, steril und maschinenhaft nur was die Darbietung betrifft. Die singende Alison ist nicht von dieser Welt und hat es manchmal auch sichtlich schwer, eine Beziehung zum Publikum aufzubauen, was aber nicht heißen soll, dass bei Live-Konzerten keine Schwingungen durch den Saal wabern. Vergötterung und Anbetung strömen aus den Zuschauer-Reihen auf sie nieder, sie hingegen bringt, konzentriert bis unters Pony, ihre Songs mit einer Hingabe dar, die beneidenswert erscheint.

Zwei Konzerte fanden den Weg auf DVD. 2001 im Shepherds Bush Empire, unterstützt von einer vierköpfigen Streicher-Sektion und 2003 vor dem Somerset-House in abgespeckterer Band-Version. Ein Fest für die Ohren sind beide, sowohl das eher orchesterlastige zweite Konzert als auch das elektronischere des Somerset Houses. Präsentiert sich Alison 2001 noch in eleganter Abendrobe, zollt sie zwei Jahre später der erotischeren Ausrichtung des Songmaterials mit hochhackigen Stiefeln und Minikleid Rechnung, was nicht zuletzt der männlichen Besucherschaft durchaus gefallen haben dürfte.

Zu den geschmackvoll verfremdeten Cover-Versionen "Physical" ("UK-Girls") und "Yes Sir, I Can Boogie" ("Yes Sir") gesellen sich mit "Little Death" und "Sartorius" zwei non Album-Tracks, die harmonisch neben den "Felt Mountain"-Songs stehen. Die Ausleuchtung der Bühne hält sich stark in Grenzen. Eine im Zwielicht stehende Alison glänzt somit eher mit dem, was aus den Boxen schallt.

Von den beiden Dokumentationen "Twisted Summer" (neu) und "Trip To Felt Mountain" (alt) interessiert eher der fast halbstündige Insiderblick hinter die Goldfrapp-Kulisse. Reichlich unspektakulär geben sich Gregory und Goldfrapp im Schlabberpulli im ihrem Cottage, wo sie an Songideen werkeln. Die auf der Bühne so lasziv und aufreizend agierende Chanteuse gebiert sich in einigen, auf Tour festgehaltenen Video-Sequenzen äußerst albern und kindsköpfig und widerspricht so dem Vamp-Image, das sie live so gerne zur Schau stellt.

Zwei Konzerte, die jeweils einen anderen Charakter besitzen, eine launige Doku, zwei DVDs, über zweieinhalb Stunden Spielzeit, mehr Goldfrapp geht fast nicht.

Trackliste

Live At Somerset House

  1. 1. Deep Honey House
  2. 2. Human
  3. 3. Lovely Head
  4. 4. Crystalline Green
  5. 5. Train
  6. 6. Utopia
  7. 7. Tiptoe
  8. 8. Deer Stop
  9. 9. Twist
  10. 10. Strict Machine
  11. 11. Pilots
  12. 12. Slippage
  13. 13. Yes Sir
  14. 14. Black Cherry

Live At Shepherd's Bush Empire

  1. 1. Paper Bag
  2. 2. Human
  3. 3. Deep Stop
  4. 4. Lovely Head
  5. 5. Pilots
  6. 6. Little Death
  7. 7. Felt Mountain
  8. 8. Utopia
  9. 9. U.K. Girls (Physical)
  10. 10. Sartorious
  11. 11. Horse Tears

A Trip To Felt Mountain

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